Unter dem Eindruck der Atom-Katastrophe von Japan entwickelt das Schweizer Fernsehen (SF) offenbar einen eigenwilligen Verdrängungsmechanismus: Das Atomkraftwerk von Mr. Burns, dem Arbeitgeber von Homer Simpson, bekommt ein Bildschirmverbot. Laut einer Meldung der "taz" werden
"Simpsons"-Szenen, in denen das AKW eine Rolle spiele, derzeit nicht gezeigt.
Anstehende Episoden werden vor der Ausstrahlung noch einmal genau auf ihren Inhalt überprüft. "Es wird von Fall zu Fall entschieden. Wenn jetzt zum Beispiel das Atomkraftwerk bei den Simpsons explodiert, dann wäre das unpassend", wird eine Sendersprecherin von der Zeitung zitiert. Genauere Angaben zu den Sichtungskriterien und zur Dauer der Maßnahme liegen nicht vor.
Offen bleibt, was genau eigentlich "unpassend" sein soll? Die "Simpsons"-Szenen zeigen immer wieder, wie das Leben der Einwohner von Springfield einerseits durch die Profitgier des Betreibers, andererseits durch menschliches Versagen gefährdet wird. Pannen werden verschwiegen, Schlampereien sind an der Tagesordnung. Die Geschichte des japanischen Unternehmens Tepco könnte geradezu als Vorbild für die "Simpsons"-Autoren gedient haben. Zumindest ist die Realität inzwischen beängstigend nah an die animierte Satire herangerückt.
24.03.2011 - Michael Brandes/wunschliste.de
Quelle: taz.de; Bild: 20th Century Fox Film Corporation
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