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Führungswechsel bei RTL?
Hilft nach dieser schwachen TV-Saison ein neuer Chef? Das Medienmagazin DWDL über die Probleme von RTL und den möglichen Wechsel an der Spitze Wenn ein Schumacher einmal nicht Weltmeister wird, geht keine Welt unter. Wenn ein Song von Superstar Alexander einmal nicht in die Top 5 einsteigt, geht keine Welt unter. Auch wenn Fernseh-Marktführer RTL in einer TV-Saison auf hohem Niveau deutlich an Reichweite verliert, geht keine Welt unter. Aber so wie Schumacher dann ein Thema für Sportmedien und Alexander Futter für Bravo und Co. wäre, so muss sich auch RTL nach dieser miserablen Saison Kritik gefallen lassen. Dabei ist die Geschichte der abgelaufenen TV-Saison eine Geschichte der durchaus guten Quoten für den Kölner Sender. Aber gut ist für einen Marktführer nicht immer gut genug. Gesang brachte RTL kein Glück mehr Das spürte man ganz anschaulich bei der zweiten Staffel von Deutschland sucht den Superstar. Die Quoten waren kein Desaster; Konkurrent SAT.1 hätte sich Wochen später über solche Reichweiten gefreut. Doch dem Vergleich mit der erfolgreichen ersten Superstar-Suche und dem hohen Quoten-Niveau von RTL, war die zweite Staffel nicht gewachsen. Niemand wollte bei RTL direkt nach DSDS 2 offen über eine dritte Staffel sprechen. Gegen die SAT.1-Castingshow Star Search programmierte man die Promi-Singshow Star Duell. Kurz zuvor war ProSieben mit dem ähnlichen Format Comeback - Die große Chance gnadenlos gescheitert. RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger erläuterte damals gegenüber DWDL den Grund für das Scheitern der ProSieben-Show: Man habe sich bei ProSieben zu ernst genommen. Der Kölner Sender probierte es dann mit dem anderen Extrem und lieferte mit Star Duell ein singendes RTL-Betriebsfest, welches dank Verona tagelang für Schlagzeilen in der Boulevardpresse sorgte. Selbst von einer Klage war damals die Rede. Nur wenige Wochen später war zwischen RTL und Frau Feldbusch wieder alles in Butter und der ganze Zoff offenbar nur PR. Kreativität tendierte im vergangenen TV-Jahr gegen Null Auf der Telemesse 2003 propagierte RTL den Song We have a dream als Unternehmensphilosophie. Ein knappes Jahr später scheint es als sei RTL aus dem Traum nie aufgewacht. Die TV-Saison 2003/2004 hat der Marktführer verschlafen. Gerhard Zeiler lobte vor einem Jahr die kreativen Köpfe in seinem Sender und versprach sich viel von Ihnen. Herausgekommen ist nicht viel: Das erfolgreichste RTL-Format der Saison, Ich bin ein Star Holt mich hier raus!, wurde eingekauft. Wobei selbst das Shopping nicht durchgehend erfolgreich war: Die importierte US-Stuntshow Fear Factor entpuppte sich als Flop. Würde man einen Pokal für den kreativsten Sender ausloben, dann wäre eins vorher klar: RTL würde diesen Preis nicht gewinnen. Auf den Erfolg der SAT.1 CrimeDokus Niedrig & Kuhnt und Lenßen & Partner kontert RTL mit einer eigenen CrimeDoku bislang ohne großen Erfolg. Auf die hochgelobte und vielgesehene Comedyshow Genial daneben, ebenfalls vom Erzfeind SAT.1, reagiert man mit der Kopie Das gibt`s doch gar nicht. Auch hier ohne Erfolg. Seit einigen Wochen zeigt SAT.1 jetzt auch am Samstagnachmittag seine werktäglichen Courtshows. Das ist weder kreativ noch mutig, macht RTL aber zu schaffen. Teure Live-Übertragungen von Motorrad-Rennen bringen nicht einmal ein Drittel der Quote von Salesch, Hold und Co. Der Marktführer hat mittlerweile reagiert: Ab Mitte Juli zeigt man seine Courtshows auch am Samstag. Unternehmerisch kann man das RTL nicht vorwerfen, wohl aber programmlich. Der Marktführer reagiert; hat das Agieren in der letzten TV-Saison fast verlernt. Hektische Reaktionen auf Konkurrenz-Programmierungen Bei anderen Formaten, bei denen sich RTL mit der Konkurrenz einen Wettstreit liefert, holte der Kölner Sender bessere Quoten. Doch dass man sich überhaupt bei einigen Sendeplätzen und Formaten aktiv auf einen Wettkampf mit der Konkurrenz einließ, kannte man vom sonst so erhabenen Marktführer bislang nicht. So entflammt derzeit alle paar Wochen der musikalische Wettstreit um die Einschaltquote: Die Ultimative Chart-Show (RTL) und die Hit Giganten (SAT.1) sorgen bei Redakteuren der deutschen Programmzeitschriften aufgrund der kurzfristigen Änderungen wiederholt für Kopfschmerzen. Wenn es um das Absetzen von Sendungen ging, agierte RTL in der letzten TV-Saison schnell. Die groß angekündigte Comedyserie Krista floppte bereits im vergangenen September, das RTL-Betriebsfest Star Duell wurde verkürzt und die undefinierbare Comedyshow goXX gar innerhalb von Stunden aus dem Programm geschmissen. Und dennoch: Andere Sender stehen am Ende der TV-Saison 2003/04 in der öffentlichen Wahrnehmung schlechter da: SAT.1 kämpft um seine Frau (Anke Engelke) und bei ProSieben sorgte ein Geständnis für viel Wirbel um den Münchner Sender und sein ehemaliges Aushängeschild Arabella Kiesbauer. Dieses Bild macht auch deutllich wo RTL steht: Der Kölner Sender ist im Sommer 2004 deutlich schwächer positioniert als noch ein Jahr zuvor. Doch Marktführer ist RTL immer noch - sogar ein Marktführer, der in der kommenden TV-Saison eigentlich nur besser werden kann. Diese Chance für RTL ist Warnung an die Konkurrenten zugleich. Übernimmt Marc Conrad das Kölner Flaggschiff? Nicht als direkte Reaktion auf die schlechte TV-Saison, wohl aber als logische Konsequenz aus der Doppel-Belastung, soll Gerhard Zeiler nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus als RTL-Chef abgelöst werden. Während sich Zeiler dann ausschließlich um seine Führungstätigkeit bei der Muttergesellschaft RTL Group kümmern soll, würde sein Posten in Köln mit einem altbekannten RTL-Gesicht besetzt Marc Conrad, bis 1998 Programmchef beim Kölner Sender, soll nach Focus-Informationen zu seinem alten Arbeitgeber zurückkehren. Bleibt also die Frage: Wer muss im Sommer 2005 eine bessere RTL-Bilanz vorlegen können? Noch einmal Gerhard Zeiler oder doch schon Marc Conrad?
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