Kirche ist ein Wischi-Wschi-Begriff, jede Gruppierung, die an irgendetwas glaubt, kann sich Kirche nennen. Ob es jetzt Jesus, Budda, Allah, Gott oder meinetwegen irgendwelche Metawesen oder sonstetwas ist, spielt doch keine Rolle. Grundsätzlich dürfte es schwer werden, einer religiösen Gruppierung abzusprechen, dass sie eine Kirche sei.
Wir sprechen im Christentum von der Kirche, weil sie die einzige Institution ist, die in unserem Kulturkreis unser Leben seit 2000 Jahren prägt - also eine gesellschaftliche Akzeptanz innerhalb der Gruppe der Christen erfährt. Angehörigen anderer Religionen dürften unsere Kulte auch befremdlich vorkommen.
Der Haken bei Scientology ist, dass sie sich als religiöse Gruppe tarnen und die Ausbeutung ihrer Mitglieder mittels Gehirnwäsche betreiben und die oberen in der Hierarchie dadurch immer mehr Macht bekommen.
In der Diskussionsrunde sagte Beckmann, dass ein Verbot in einer freiheitlich demokratischen Grundordnung das letzte Mittel sei und nur angewandt werde, wenn eine Organisation massiv und organisiert gegen die Verfassung arbeiten würde. Bisher hat man allerdings nur verfassungsfeindliche Ziele ausgemacht und keine Agitation, die ein Verbot rechtfertigen würde.
Darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Ich denke auch, dass man mit Verboten sehr vorsichtig umgehen muß. Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Aufklärung gäbe und der Verein für die Menschen einfach uninteressant wäre. Allerdings hätte ich in diesem Fall auch nichts gegen ein Verbot, da sie in meinen Augen eine Form von organisierter Körperverletzung durch psychische Abhängigkeiten und organisierten Betrug betreiben.
Vermutlich ist ein Verbot politisch gar nicht gewollt, denn was würden wohl die Amerikaner sagen, wenn wir ein Verbot aussprächen? Erst Recht vor dem Hintergrund, dass sich regelmäßig das amerikanischen Außenministerium über die nachrichtendienstliche Überwachung beschwert. Vielleicht sollte sich die Bundesrepublik mal darüber beschweren, dass sich die Amerikaner in innere Angelegenheiten eines demokratischen Staates einmischen. Vielleicht wäre so ein öffentlicher Konflikt auf höchster Ebene mal angebracht und heilsam, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass die bilateralen politischen und wirtschaftlichen Interessen wegen dieser Sekte Schaden nehmen würden. Das dürften sich dann wohl auch die Amerikaner zweimal überlegen.