Ich gehöre auch zur Gemeinde Hartz IV, Ortsteil Jammertal, aber ich verdiene mit genehmigung der Arge noch nebenher, soweit möglich, in einem Kleingewerbe und nur damit komme ich gerade mal so über die Runden. Mir stünde eine Wohnung mit maximal 170 EUR Miete zu, aber dafür kriegt man nur ein menschenunwürdiges Rattenloch - da fängts doch schon an. Geld für Klamotten und ordentliche Ernährung bleibt kaum, aber man erwartet, dass jeder Arbeitslose sich gesund ernährt / gesund erhält und bei Vorstellungsgesprächen adrett gekleidet auftritt. Passt nicht zusammen. Ich finde, bei Hartz VI muss gehörig nachgebessert werden, aber ich bin dankbar, dass ich wenigstens einigermaßen mit Hilfe des Staates überleben kann und nicht unter der brücke oder im Container pennen muss. Stolz bin ich darauf nicht - nur desillusioniert, versuche ich doch seit Jahren wieder vergeblich, von meiner Arbeit "vernünftig" leben zu können. Zum Überleben hat es bisher meist gereicht, aber "vernünftig" ist das nicht, denn es bleibt einfach für Notfälle gar nichts übrig, und bei jedem Grillhähnchen, das man sich kauft, bekommt man ein schlechtes Gewissen.
Nee, von "Schmarotzen" kann da, wenn man es ehrlich meint und mit offenen Karten gegenüber der Arge spielt, keine Rede sein. Nur leider hab ich die Erfahrung gemacht, selbst die Mitarbeiter der Arge sehen dich als Schmarotzer, und wenn du noch so ehrlich daher kommst. Egal aus welchem grund du arbeitslos geworden bist, es ist IMMER deine Schuld und deine Anstrengungen, wieder Fuß zu fassen, sind NIE genug.
Na, ich bin mal auf Dienstag gespannt. Es soll ja, hab ich irgendwo gelesen, gar eine Umstrukturierung der Argen zwingend erforderlich sein, denn die sind angeblich eine verfassungswidrige Verwaltungsform. Da kommt noch was auf uns zu...
Ich habe es auf mehrere hundert Bewerbungen gebracht, da war ich gerade arbeitslos geworden - alles negativ. Das war 2004. Heute bin ich über 50 und bewerbe mich schon gar nicht auf Stellenanzeigen, die ein Höchstalter von 35 Jahren fordern und Frauen und Schwerbeschädigte bevorzugen. Damit bleiben von beispielsweise acht potenziellen Stellenanzeigen am Wochenende etwa maximal eine, mit viel Glück zwei, übrig, und bei denen bekomme ich nicht mal ne Einladung zum Vorstellungsgespräch, geschweige denn ne Antwort.
Aber irgendwann "mustern" sie mich sowieso aus, denn der Amtsarzt vom Arbeitsamt war nicht sehr über meine gesundheitliche und körperliche Verfassung begeistert und hat mir eine zweiseitige Liste an leistungseinschränkenden Gesundheitsmängeln mitgegeben. Da hat die Dame von der Arge aber auch mal geschluckt. Nur freuen kann ich mich darüber auch nicht - bedeutet es doch, dass meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auf ein "vernünftiges Leben" erheblich gesunken sind.
Der Lonewolf Pete