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Der Kaiserin neue Kleider: ZDF und ORF zeigen "Sisi"
Am 17. und 20. Dezember hat jeweils um 20.15 Uhr (ORF: 16. und 20. Dezember) Xaver Schwarzenbergers "Sisi"-Zweiteiler im ZDF Premiere, der sich - wunschliste.de berichtete - eine "Neudeutung" des Schicksals der österreichischen Kaiserin Elisabeth zum Ziel gesetzt hatte. Das Projekt, das statt der süßen "Sissi" aus Ernst Marischkas 50er-Jahre-Filmen versprach, eine rebellierende (also "irgendwie moderne", wie der wunschliste.de-Newsletter die Quintessenz der vagen Ankündigungen im Vorfeld auf den Punkt bringt) "Sisi" zu zeigen, "die mit ihrem eigenen Kopf dachte und sich in kein Korsett zwängen ließ", wurde nach seiner Pressepremiere vor allem wegen der seiner Darsteller gelobt. Im Folgenden einige Pressestimmen, die versuchen zu orten, inwiefern sich die neue, von RAI, ZDF und ORF koproduzierte "Sisi" ("Die Österreicher wollen historisch korrekte Darsteller, die Italiener wollen Gefühl, die Deutschen eine Art 'Traumschiff' und nicht zu viel Unglück" - Zitat ORF-Fernsehfilm-Chef Heinrich Mis in der "Presse") denn nun von "Sissi" unterscheidet. Doris Priesching stellte Schwarzenberger im österreichischen "Standard" die Frage, ob seine "Sisi" Kitsch sei. "Keineswegs", so Schwarzenberger. Die alte "Sissi", die er sich "vor 'Sisi' angesehen" habe - das sei Kitsch. "Es war wirklich erschreckend - eine Mischung aus Heimatfilm und Operette. Ich habe nichts Gutes gefunden." Das Gefühl, dass sein Zweiteiler schwülstig geworden sei, habe er nicht, sagte Schwarzenberger Christiane Fasching von der "Tiroler Tageszeitung": Natürlich sei es "eine romantische Liebesgeschichte, dementsprechend muss ein gewisses Gefühl vorherrschen". Natürlich sei es "üppig", "aber ich glaube nicht, dass die Geschichte schwülstig ist. Ich habe versucht, die Konflikte herauszuarbeiten. Es ist also nicht nur Liebe und Waschtrog, sondern auch die Auseinandersetzung zwischen zwei Frauen, zwischen Sophie und Elisabeth. Und dazwischen steht ein Mann, der es nicht leicht hatte - weder mit seiner Mutter noch mit seiner Frau". Barbara Petsch schreibt in der "Presse", dass die neue "Sisi" ("betörende Bilder, gute Besetzung") der Fassung mit Romy Schneider folge und "vor allem den Fremdenverkehr erfreuen" wird: "Es rauscht der Samt (herrliche Kostüme: Enrica Biscossi), es wallen die Locken. Es schillern die Masken beim venezianischen Karneval, es klappern die Kutschen durch die Hofburg und die Puszta. Es glühen die Augen, es fließen die Tränen. Bestimmt auch bei den Sehern." Georg Markus vom "Kurier" hat sich den Zweiteiler gemeinsam mit der Historikerin und Elisabeth-Biografin Katrin Unterreiner angesehen und befindet: "Der Film ist (um elf Millionen Euro) aufwendig gedreht, er zeigt prächtige Kulissen und Kostüme und trifft die Atmosphäre der Zeit." Wer aber meine, Schwarzenbergers "Sisi"-Handlung sei realistischer als die von Marischka, würde enttäuscht. Auch der neue "Sisi"-Film zeige im Wesentlichen "die Romanze eines Kaisers mit einer schönen Prinzessin". Auch in der "Stuttgarter Zeitung" findet Ulrike Frenkel die Unterschiede zu Marischkas "Sissi"-Klassiker "nicht besonders groß". Die italienischen Drehbuchautoren hätten "auch diesmal die längst historisch erforschten, problematischen Seiten der Ikone - ihre Magersucht, ihr Geltungsbedürfnis, ihren Egoismus - außen vor gelassen, dafür aber ein wenig mehr Politik ins Spiel gebracht". Cristiana Capotondi (synchronisiert von Pippa Galli), die Ähnlichkeiten mit der "Venus von Botticelli" habe, sei in ihrer Rolle als "Sisi" allerdings "auf eine Weise bezaubernd, dass man keine Sekunde an Romy Schneider denke". 13.12.2009 - Jutta Zniva/wunschliste.de Bild: ORF/Sunset Film/Bernhard Berger [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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