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Ulrich Wickert: Rundumschlag gegen ARD und ZDF
Ulrich Wickert ist ganz schön unzufrieden mit den Nachrichten in ARD und ZDF. In einem Text für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) holt der Ex-Moderator der "Tagesthemen" (1991-2006) zum großen Rundumschlag aus. Es trifft zum Beispiel die Autoren von "Tagesschau", "Tagesthemen", "heute" und "heute journal". Ihnen wirft er Mängel im Satzbau vor ("Häufig streuen sie Substantive wie grobes Meersalz zwischen kurze Sätze"), außerdem sprachliche Verlotterung ("Da 'stehen' immer noch 'Ovationen', obwohl ich niemanden kenne, der Beifall je hat stehen sehen"). Den Machern der Sendungen sei das Bewusstsein für ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag, für eine Grundversorgung politischer Information zu sorgen, abhandengekommen. Geärgert habe ihn beispielsweise, dass in keiner Nachrichtensendung je das neue Bundeskabinett vollständig vorgestellt worden sei. Die "heute"-Sendung um 19.00 Uhr habe lieber über Schnäppchenjäger bei Quelle berichtet. In einem weiteren Beispiel bemängelt Wickert, ein Attentat im Irak, wie es sich alle paar Tage ereigne, sei ein wichtigerer Aufmacher gewesen als die Absegnung des Koalitionsvertrages auf dem FDP-Parteitag "mit einem denk- oder merkwürdig jubilierenden Guido Westerwelle". Der Automatismus, mit dem Bomben in die Nachrichten gelangen, werde nicht mehr hinterfragt. Die Gedenkfeiern am 9. November in Berlin seien ein Ereignis gewesen - allerdings nur im französischen Fernsehen. France 2 sendete eine Stunde live und weitere zwei Stunden Informationsprogramm. Die ARD zeigte derweil "Sturm der Liebe", das ZDF platzierte vor dem Brandenburger Tor "den für ein solches Ereignis wirklich nicht geeigneten Thomas Gottschalk". Nach weiteren Soaps ging auch die ARD noch auf Sendung, schnitt aber zwecks Einhaltung des Sendeplans die Rede von Hillary Clinton ab und verzichtete auf Barack Obama, damit "die Schnulze 'Geld, Macht, Liebe' pünktlich die Zuschauer anlockte". Als "peinlich" bezeichnete Wickert dann noch den "Fakt"-Moderator Thomas Kausch, weil der auch zum besonderen Anlass "nach einer banalen Abmoderation nicht auf seine Standardfloskel 'Ciao' verzichten konnte" und sich somit wichtiger nahm als das Ereignis. Dafür habe er aber auf "große Vorbilder" zurückgreifen können - namentlich Frank Plasberg, der zwar beim Kanzler-Duell keinen Schlips tragen mochte, dafür aber später im Rahmen einer Unterhaltungssendung. Für Wickert ein Fall von mangelndem Respekt. 19.11.2009 - Michael Brandes/wunschliste.de Quelle: faz-net.de; Bild: ARD/WDR (aus 'Mahlzeit, Deutschland!') [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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