Re: "Maus"-Erfinder Maiwald wütend aufs Kinderprogramm
geschrieben von:
Logan5, 12.11.09 14:39 |
Myra schrieb:
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> Bietet den die heutige Literatur solch einen
> Stoff? Warum muss man sich an Literaturadaptionen
> versuchen?
Selbstverständlich bietet auch heutige Kinder- und Jugendliteratur entsprechende Stoffe. Wieso sollte sich das geändert haben?
Und warum man so etwas versuchen sollte, lässt sich einfach beantworten. Man wird in etlichen Studien zur veränderten Kindheit nachlesen können, dass Kinder heute in vielen Fällen vor allem dann zu Literatur greifen, wenn sie an Fernsehsendungen anknüpft. Fernsehn ist nunmal - vor allem für Kinder - nach wie vor Leitmedium. Dadurch entsteht eine gewisse Verantwortung, ob die Sender nun wollen oder nicht.
Ich bin in den 70ern/80ern aufgewachsen und erinnere mich noch sehr gut, dass auch ich gerade durch Fernsehserien auf viele Bücher erst aufmerksam geworden bin. In meiner Kindheit hat das Fernsehn immens zu meiner Lesemotivation beigetragen und ich bin da sicher nicht der Einzige.
>
> Also bei aller Liebe: ich habe das alles als Kind
> gesehen, aber es hat mich zu keinem besseren oder
> schlechteren Menschen gemacht. Die
> Betrachtungsweise entsteht aus deiner
> Erwachsenensicht.
Ob mich diese Serien letztendlich zu einem besseren Menschen gemacht hat, sei mal dahin gestellt, aber ich kann durchaus sagen, dass sie meine Sicht auf die Welt nicht unwesentlich beeinflusst haben und das war schließlich auch ihre erklärte Absicht. Es ist natürlich immer eine Frage, "wie" man sich etwas ansieht.
> Laaaaaaaaaangweilig...fand ich als Kind schon und
> ich kenn viele, die das genauso sehen. Das
> empfinde ich als wirklich total subjektiv, ob das
> wirklich so toll war, wenn Menschen mit Pistolen
> vor anderen hektisch rumgehopst sind.
> Und welche Geschichtlichkeit oder welche
> Kulturbewahrung? Die amerikanische? Warum?
Ich fand das als Kind nicht langweilig und die vielen Kinder, mit denen ich regelmäßig auf dem Schulhof die Western von Gestern nachgespielt habe, schienen da mit mir durchaus einer Meinung zu sein. Über Charlie Caplin und "Dick und Doof" - von denen es nicht von ungefähr auch Comichefte und Trickfilmserien gab - haben wir zudem genauso sehr gelacht, wie über Bugs Bunny oder Tom und Jerry.
Ältere Fernsehsendungen sind ein Teil der Kulturgeschichte, besonders in Zeiten, wo das Fernsehn zum Medium Nummer Eins geworden ist und in vielen Fällen das Lesen nahezu abgelöst hat. Man lernt - neben der Unterhaltung - gleichzeitig etwas über die Epoche aus der diese Sendungen stammen und realisiert, dass die Welt nicht schon immer genauso war, wie sie heute ist und es auch nicht bleiben wird. Die Erfahrung von Geschichtlichkeit halte ich für ein äußerst wichtiges Erziehungsziel.
Besonders im Zug der Globalisierung darf man übrigens durchaus auch von einer Weltkultur ausgehen und die amerikanische Kultur ist nicht weniger wert, als alle anderen auch.
> Aber in 20 Jahren sind andere Serien Klassiker und
> viele der heutige Serien werden dann nicht besser
> oder schlechter sein als die damaligen.
Für einen richtigen Klassikerstatus müssten besagte Sendungen 1.) aus dem Einheitsbei hervor ragen und 2.) so gut sein, dass man auch als Erwachsener noch Spaß dabei haben kann. Ich habe ernste Zweifel daran, ob sich heutige Teenager nicht in 10 Jahren eher dafür schämen, dass sie mal "Hannah Montana" toll fanden. Aber die Zeit wird es ja zeigen, oder ? ;)