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Blut-Befunde: Pressestimmen zum Comeback von Harald Schmidt
Relativ unspektakuläre Quoten für ein spektakuläres, mit viel Spannung erwartetes Solo-Comeback: 1,39 Millionen Zuschauer (9,1 Prozent Marktanteil) verfolgten am Donnerstagabend im Ersten die erste Ausgabe der neuen "Harald Schmidt"-Show, die als Rückkehr zur klassischen Late-Night angekündigt worden war. Satiriker Schmidt hatte wissen lassen, dass er "große Lust" habe, "Blut zu trinken" - und wurde bei seinem ersten Auftritt als "Weißer Afghane" an dieser Aussage gemessen. Im österreichischen "Standard" meint Birgit Baumann, dass es "eine richtige Blutorgie" denn doch nicht geworden sei. "Und dennoch: Wenn Schmidt das TV-Duell zwischen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und ihrem SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier lobt ('Endlich lernt man mal den Ehemann von Merkel kennen'), dann ist man froh, dass er wieder da ist. Zeit, eine echte Schlachtplatte zu servieren, hat er ja noch genug." Auch Jörn Lauterbach attestiert in seiner Kritik "Operation 'Weißer Afghane'" in der "Welt" einem Großteil der 45-minütigen Sendung eine gewisse Blutleere. Dennoch habe Schmidt viel von seinem schauspielerischen Talent gezeigt: "Er trifft den legendären Latour-Sound bis ins Detail. Parodisten gibt es viele, aber er karikiert nicht nur den Tonfall, das Nuscheln, sondern auch die Unordnung der Gedanken, die sich in den Talkshows als wahres Expertentum verkleidet." Echte Begeisterung hingegen im "Spiegel": Reinhard Mohr freut sich, dass die neue Harald-Schmidt-Show "die alte" ist. "Und das ist glänzend: Deutschlands Chefironiker ist ohne Pocher wieder scharf, cool und auf der Höhe seiner Zeit." Jörg Thomann von der "FAZ" wirkt ebenfalls ziemlich erleichtert, dass "zwei Spielzeiten lang unansehnliches Flachpassspiel" mit Oliver Pocher vorbei sind. Schmidt sei "spielfreudig, konzentriert und angriffslustig, wie man ihn seit Jahren nicht mehr erleben durfte" gewesen. "Kein Spott mehr über die Knallchargen des Kommerzfernsehens oder über Fußballspieler", sondern "geistreiche Satire über Gesellschaft, Politik und Kultur". In der "Zeit" findet Meike Fries, dass die Show "trotz guter Momente" nur selten ein "intellektueller Spaß" gewesen sei. Schmidt "hechelte" ihrer Meinung nach durch die Sendung und habe sich "geweigert", das Publikum zu unterhalten. "Nein, diesmal war Schmidt übermotiviert. Er wollte unbedingt gut sein.", schreibt Stefan Kuzmani in der "taz" und wünscht sich: "Hoffen wir, dass er sich etwas beruhigt. Hoffen wir, dass sich sein Team noch entwickelt. Hoffen wir, dass ihm nicht in drei Monaten schon wieder alles scheißegal ist. Denn eines ist ja klar: Mit ihm geht es auf die Dauer nicht. Aber ohne ihn noch viel weniger." 19.09.2009 - Jutta Zniva/wunschliste.de Bild: ARD/WDR/Herby Sachs [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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