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ZDF-Nachrichtenstudio: Viele Zuschauer, viel Kritik
Stolze 30 Millionen Euro investierte das ZDF in das neue, rund 700 Quadratmeter große Nachrichtenstudio (wunschliste.de berichtete). Am vergangenen Freitag (17.7.) wurde es zum ersten Mal genutzt. Laut ZDF brach damit ein "neues Fernsehzeitalter" an. Das Zuschauerinteresse war groß: 4,11 Millionen Zuschauer sahen die "heute"-Sendung um 19 Uhr. Das entspricht einem Marktanteil von 21,9%. Beim "heute journal" um 22.00 Uhr schalteten 2,8 Millionen ein (Marktanteil 12,2%). Im Internet-Livechat mit dem Leiter der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles, Elmar Theveßen, konnten die Zuschauer über das neue Konzept und Design diskutieren. Die Meinungen waren sehr gespalten - neben viel Lob gab es auch harsche Kritik. Zeitweise musste der Chat wegen Überfüllung geschlossen werden. "Wir wollen frisch, cool und auch mit einem Schuss ,spacey' daher kommen", schrieb Theveßen im ZDF-Forum. Er bat um etwas Zeit, um in den kommenden Wochen Korrekturen vorzunehmen. Die überregionale Presse zeigte sich wenig beeindruckt: "Das neue heute-Studio ist gar nicht so einmalig - RTL arbeitet schon seit 2004 mit 3-D-Animationen. Der Nachrichtenchef des Privatsenders, Peter Kloeppel, riet den ZDF-Kollegen sogleich, ihr neues optisches Spielzeug sparsam einzusetzen: In vielen Fällen sei es nicht sinnvoll. Gehört wurde sein Ratschlag nicht. In den ersten zwei Ausgaben der neuen heute-Sendung schienen die technischen Möglichkeiten die ZDF-Redakteure regelrecht zu verleiten, Nachrichten größer aufzublasen als sie waren", meint die "Süddeutsche Zeitung", dessen Rezensent "fast schon schwindelig" wurde, als Claus Kleber begann, durch den Raum zu wandern: "Es wirkte aber, als würde Kleber den kleinen Gang nur auf sich nehmen, um zu zeigen, dass man im neuen Studio vier Schritte nach links gehen kann." "Man fühlt sich allein im Weltall, weit weg von den Moderatoren, die zum Teil wie ausgeschnittene Pappfiguren aussahen", schrieb der "tagesspiegel". Es herrsche eine "befremdlich kalte und künstliche Atmosphäre". Dem Zuschauer werde "leicht schwindelig auf der Fahrt durch das Nichts. Zum Glück gibt's handfeste Korrespondentenbeiträge wie eh und je, bevor man wieder in die nächste Grafik oder Landkarte hineingezoomt wird." Auf die "FAZ" wirkten die Moderatoren wie "Origami-Männchen in 3D". Das Rad habe das ZDF nicht neu erfunden. Ob es angemessen sei, "Nachrichten im Fernsehen in dieser Weise aufzubereiten, lässt sich nur von Fall zu Fall entscheiden". Auch der "Spiegel" haderte, amüsierte sich aber immerhin über ein AKW-Erklärmodell: "Mal wurde dieses, mal jenes Detail farblich hervorgehoben, und der Höhepunkt war die Darstellung einer hochgefährlichen Rauchentwicklung, hier einmal ganz in schwarzweiß. 'Pffft Pffft' machte es, und ältere Zuschauer werden sich unweigerlich an Loriot erinnert haben, an jene seligen Siebziger, als es unterm leuchtenden Weihnachtsbaum hieß: 'Wir bauen uns ein Atomkraftwerk!' Opa Hoppenstedt hätte sich gefreut." Für die angestrebte Verjüngungskur tauge das Studio aber eher nicht: "Ob die Jugend so zurück zur Nachricht findet, bleibt dennoch fraglich." 20.07.2009 - Michael Brandes/wunschliste.de Quelle: ZDF, sueddeutsche.de, spiegel-online.de, faz.net, tagesspiegel.de; Bild: ZDF (Screenshot) [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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