Hallo!!!

Find es sehr interessant, dass sich so viele zu dem Film "The Passion" äußern. Wird ja nun schon seit Monaten in der Öffentlichkeit (Medien, Kirche) zerrissen. Ich selber beschäftige mich zurzeit im Zuge meiner Facharbeit mit dem Film, und vergleiche ihn mit den Überlieferten Evangelien. Mein Hauptaugenmerk habe ich dabei auf die Szene "Die Verhandlung vor Pilatus" gerichtet, welche seit ca. 1900 Jahren den Weltweiten Antisemitismus schürt. Grundlage dieses "Judenbildnis" ist der so genannte "Blutruf" (mit Händewaschung und Blutruf: "Sein Blut komme über uns...")aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 27,19; 27,24-25. Gerade hierbei wird die Schuld des jüdischen Volkes am Tod von Jesus Christus am deutlichsten dargestellt! In jener Textstelle weist Pilatus die Schuld von sich und die versammelten Juden laden sie auf sich.

Nun wieder zum Film. Ich habe den Film bisher schon 3 mal gesehen, und muss (oder kann) sagen, das er (Filmkritisch bewertend)echt klasse ist. Ich mag z.B. auch Braveheart (der ja auch von M. Gibson ist)und habe schon erwartet das der Film sehr pathetisch und emotional sein wird. Doch das gefällt mir eig. sehr und es ist immer eine Sache des Regisseurs, wie er den Film in "Szene" setzt. Auch dass der Film sehr Brutal und Blutig ist, finde ich nicht so tragisch. Die "Passion Christi" ist halt kein Kinderfilm! Ich finde insofern kann man M. Gibson hier keinen Vorwurf machen. Er hat halt seine eigene Vorstellung und darf diese auch nach seinem ermessen künstlerisch (filmisch) umsetzten. Ich selber finde, dass dass Kreuz selber (welches z.B. in jeder Kirche hängt) schon "verweichlicht" ist! Also niemand denkt bei dem Blick auf Kreuz an die Wirkliche Leidensgeschichte Jesu. Doch diese wird (meiner Meinung nach) schon ganz gut im Film dargestellt.

Das Problem an der ganzen Sache ist, einen Film über die Passion Christi zu machen, welcher die äußeren Umstände jener Zeit außer Acht lässt. Es hätte nicht nur mehr auf das Leben und Wirken Jesus eingegangen werden müssen, sondern auch noch auf das "alltägliche" Leben der Menschen jener Zeit. Ich meine damit: Wer waren die Menschen die damals in Jesus Wirkungsstätten lebten? Wie lebten sie? Woran glaubten sie?

Wenn dies im Film mit enthalten gewesen wäre, dann wäre er auch besser für (da viele Menschen nicht die wirkliche Auslegung der Bibeltexte kennen)Nicht-Fachleute verstehbar gewesen.
Nicht das der Film einen so hohen Intellektuellen Anspruch hat (eher das Gegenteil), doch ohne genauere Kenntnisse kann der Film leicht missverstanden werden.

So ist es z.B. fatal, wenn man sich aus allen Teilen der Evangelien bedient. Viele mögen jetzt sagen, Wieso??..das ist doch Interpretationssache...aber nein..das ist es nicht!!
Denn man muss bedenken, wann und warum die Evangelien geschrieben worden sind. Und wer waren die Verfasser? Ich glaube darüber sind sich im Allgemeinen sehr wenige im klaren.

Das älteste Evangelium ist das Marks-Evangelium! Dieser hat es ungefähr 60-70 n. Chr. geschrieben.
Durch Forschungen hat man herausgefunden, das Mk sehr wahrsch. einen "vormarkanischen Passionsbericht" zur Hand hatte, welchen er u.a. durch mündliche Überlieferungen ergänzte.
Das Matthäus und Lukas-Evang. sind wahrsch. in den 80er Jahren n. Chr. (nach dem Jüdischen Krieg) entstanden. Dabei ist im allg. sicher, das dass Matthäus-Evangelium von Markus übernommen wurde, und durch Mt an einigen Stellen ergänzt worden ist. Unter anderem ist hierbei auch die "Händewaschung" sowie der "Blutruf" entstanden. Dabei war es zwar keinesfalls die Absicht des Evangelisten, den Antisemitismus zu schüren, sondern vielmehr wollte er die Besatzungsmacht (Römer) besser weg kommen lassen. Dies war auch schon bei Markus der Fall, jedoch nicht so eindeutig wie bei Matthäus!

Hierbei ist die politische und religiöse Situation in den 80er n. Chr. ein entscheidender Faktor.

In jener Zeit wurde das JÜDISCHE Volk immer noch durch die Römer beherrscht. Der rein "innerjüdische Glaubenskonflikt" jener Jahrzehnte hatte dafür gesorgt, das eine christliche "Sekte" entstanden war, welche aber selbst jüdischer Abstammung waren. So wie Matthäus auch.
Jedoch gehörte er dieser relativ neu entstandenen Glaubensgemeinschaft an, welche sich vom Judentum abgekapselt hatte, dessen Messias Jesus gewesen war.
Die Zeiten für diese "Sekte" war hart und viele Glaubensbrüder begannen, als Folge der Verachtung und Verfolgung, zu zweifeln.
Die Mt-Gemeinde (in welcher die Zahl der Heiden die der Juden überstieg) war im syrischen Raum beheimatet, und hatte auch mit Verfolgung und Verachtung zu kämpfen.

Unter diesen Umständen (hier nur wenige Benannt) schrieb Matthäus sein Evangelium.

Der Grund für sein freundliches Pilatus-Bild mag zum einen wohl durch die zahlreichen Heiden innerhalb seiner Gemeinde, zum anderen aber im "Schutz" durch die Besatzungsmacht zu suchen sein.
Denn die zahlreich unterlegenen Christen wollten nicht auch noch den Zorn der Römer auf sich laden. So ist wohl dieses Römerfreundliche Bild entstanden.

Nach wiss. Forschungen war dieses "Schutzbedürfnis" wohl auch Ausschlaggebend bei den drei anderen Evangelisten.

Um wieder auf den Punkt zurück zu kehren. Mt hat das Mk Evangelium übernommen und einige Stellen der gegebenen Situation in jener Zeit angepasst.
Im Grunde genommen haben nur das Mk und das Johannes Evangelium eine Ur-Quelle benutzt. Mt und Lk kürzten und erweiterten an einigen Stellen das Evangelium. Im genaueren möchte ich das an dieser Stelle nicht erörtern!

Fakt ist das der "Blutruf" sowie die "Händewaschung" nur bei Mt zu finden sind, und dieser jene Verse nur "hinzu dichtete"!!!

Aus diesen Gründen ist es falsch in einem Film, welcher die Passion Christi wiedergeben soll, den Blutruf einzubauen!
Bei genauerer Betrachtung des Filmes werden die Römer (in Gestalt des Pilatus) als Unschuldige am Tod Jesu dargestellt, was bestimmt nicht historisch korrekt ist.
Pilatus, welcher mit 10 Jahren der zweitlängste Statthalter in Judäa war, war für seine härte und Machtbesessenheit bekannt. Mit politischen Aufrührern ging er sehr brutal ins Gericht.
Nachdem die anwesenden Pharisäer Jesus als politischen Aufrührer vorstellten, und Pilatus diesen (Historisch!) nicht kannte, kann man wirklich von einer relativ schnellen Verhandlung ausgehen.
Pilatus wird wohl kaum für Jesus (den er ja gar nicht kannte) gesprochen haben, und schon gar nicht einen Aufstand in der überfüllten Stadt Jerusalem (aufgrund des herannahenden Passahfestes waren tausende in die Stadt gekommen)riskiert haben wollen.

Durch diese historischen und theologischen Erkenntnisse, kann gesagt werden, das es nicht der historischen Wirklichkeit entspricht, wenn M. Gibson den Statthalter Pilatus auch so "Jesus-freundlich" darstellt.
Dadurch wird der Antisemitismus doch schon geschürt. Auf jeden Fall wenn der genaue Hintergrund nicht klar ist.

Zumal kann M. Gibson, dessen Vater bis heute den Holocaust als große Lüge bezichtigt, Antisemitismus vorgeworfen werden.
Denn dieser gehört einer Fanatischen-Katholischen Gruppe an, welche das 1965 erstellte 2.Vaticanum ablehnt.
Hierbei geht es um eine Versöhnung der Kirche mit dem Judentum. Wer sich dafür interessiert, sollte es einmal lesen.

Aufgrund all dieser Hinweise, kann man M. Gibson schon eine grobe Absicht unterstellen!!
Er kennt als treuer Bibelleser wohl auch die Auslegungen der Evangelien, welche er (Bewusst??) aber außer acht gelassen hat.

Nun noch ein kurzes Statement zum Schluss!
Nach filmischen Gesichtspunkten wirklich ein Klasse Film, doch nach hist. und theol. mehr als fragwürdig. Für mich persönlich war der Film sehr interessant, da ich auch denke den Sinn und Zweck der Passion im Evangelium zu verstehen. Doch ich denke, das viele Menschen ein falsches Bild bekommen könnten!
Darum ist der Film auch zu kritisieren!!!

Was meint ihr dazu?????

Würde mich über Rückmeldungen, Anregungen und Fragen freuen! Kann alle meine Thesen auch Belegen, also fragt, wenn ihr mir nicht glaubt!

Nun gut...viell. Spaß noch...und viell. schaut ihr den Film beim nächsten mal aus einem anderen Blickfeld!

Alles Gute..
VERITAS