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Re: DEFA-Western
Man muss dabei verstehen, dass die Italiener sich in der Welt umgeguckt und den "Rächerwestern" von den Hong Kong-Chinesen und den Japanern abgeguckt haben. Vorbild dürfte da wohl "Die glorreichen Sieben" gewesen sein, der ja auf den "sieben Samurai" basierte. Italienisches Westernkino wollte anders sein, wollte provozieren - und das ging nur durch Dreck, Gewalt, Blut und Soundeffekte. Natürlich ist das "Fächern" des Abzugshahns reines Klischee, das die Italiener perfektioniert haben. Aber auch die überdrehten Saloonprügeleien, die Revolverduelle, all das ist Klischee. In italienischen Western sind die Straßen entweder staubtrocken, und es weht IMMER Wind genug, um Staubfontänen vor sich her zu treiben, oder es regnet und der Boden ist schlammig. Es gibt so gut wie keine Indianer. Warum? Weil die Mexikaner die bevorzugten Bösewichter der Italiener sind. So wie in Glorreiche Sieben sind es böse mexikanische Banditen, die den schlimmsten Yaqui-Apachen an Grausamkeit übertreffen. Aber die Figur des Einsamen, des Fremden, des "Django", das trieben die Italiener ebenfalls vollkommen auf die Spitze. Der Mann, der langsam in die Stadt reitet, unendlich langsam und schweigend den Saloon betritt, mit jedem Schritt die Spannung empoirtreibt, mit jedem Knarren der Bodenbretter dreht man an der Spannungsschraube, sich stumm umblickt - und jeder WEISS, der Typ zieht gleich und ballert ein halbes Dutzend Leute übern Jordan... und nur ein einziges falsches Wort, nur eine Provokation genügt. Und der Zuschauer wartet förmlich drauf, dass die Kanone aus dem Leder springt, und hält den Atem an. DAS ist Klischee, das ist Spannung pur, das ist Italo-Western. Oh, die Amerikaner haben dieses Klischee in unzähligen Western der 40er und 50er geschaffen, und niemand wird jemals die Figur des Texaners aus der gleichnamigen Serie vergessen, Rory Calhoun, der langsam in die Stadt reitet, seinen Revolver zurechtrückt und dann den Saloon betritt... niemand vergisst sowas, und die Italiener machten es zum Markenzeichen ihrer Western. Egal ob die Schießerei auf der Straße, im Hotel, im Saloon, in einer Poststation oder einer Bank stattfindet, immer ist es das gleiche Szenario... aber es ist zum Nägelbeißen spannend, die Luft ist quasi spürbar vor Spannung zum Zerreißen gespannt.
Und das allein macht den europäischen Western so besonders. Ja, auch im asiatischen Kung Fu Film, dem Eastern, ist es immer die gleiche Ausgangssituation, aber auch hier gilt: genau wie Italo-Western sind auch Eastern einzigartig auf ihre Art innerhalb des Actionfilm-Genres. Der Lonewolf Pete In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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