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Re: Kates Filmkritik: Verleugnung
geschrieben von: chrissie777, 17.04.17 20:14
Wir schauten uns den Film vor einigen Wochen an, er hat uns gut gefallen.
Empfehlen kann ich auch "The Zookeeper's Wife", er hat ebenfalls den WW II und Holocaust als Thema, aber mal von einer ganz anderen Seite als gewohnt.

Gruss,

Chrissie




Kate schrieb:
-------------------------------------------------------
> Dem Film liegt wahre Begebenheit zugrunde.
> 1993 veröffentlichte die amerikanische
> Historikerin Deborah Lipstadt ihr Buch zum Thema
> Holocaust-Leugner, in dem sie auch den britischen
> Buchautor David Irving aufgrund seiner
> widersprüchlichen Aussagen als Leugner einstuft.
> Zu diesem Schluss kommt sie, da Irving
> beispielsweise in seinem Buch über die
> Luftangriffe auf Dresden falsche Zahlen angibt und
> in anderen Werken auch leugnet, dass in Ausschwitz
> Menschen durch Vergasung starben. Seine Thesen,
> die sich mit zunehmendem Alter radikalisieren,
> umfassen unter anderem auch Verschwörungstheorien
> über Juden. Als ein britischer Verlag 1995
> Lipstadts Buch auch in England veröffentlicht,
> fühlt sich Irving diffamiert. Er reicht beim
> obersten Zivilgericht in Großbritannien eine
> Verleumdungsklage gegen Deborah Lipstadt ein. Um
> zu beweisen, dass Lipstadt Irving nicht verleugnet
> hat, muss sie seine Äußerungen widerlegen. Das
> bedeutet, dass Lipstadt nachweisen muss, dass der
> Holocaust stattgefunden hat.
>
>
> Wie bereits erwähnt, war ich begierig darauf den
> Film zu sehen. Neben der Thematik bin ich ein
> großer Fan von Rachel Weisz und vielen anderen
> Schauspielern wie Tom Wilkinson und Timothy Spall.
> Sie sind alle große Charakterdarsteller und
> passen zu der ernsten Thematik des Filmes. Sie
> verleihen dem Film Würde, Ernsthaftigkeit,
> Glaubwürdigkeit und was am allerwichtigsten ist
> die Abwesenheit von Sensationsdramatik durch
> schlichtes Spiel. Dabei gelingt es Rachel Weisz
> ihrer Figur Ambivalenz zu verleihen,
> beispielsweise wenn sie sich nicht vor Gericht
> vorbeugt, weil sie Amerikanerin ist oder sie mit
> der Entscheidung ihrer Anwälte hadert im Prozess
> nicht auszusagen.
>
> Der Film beginnt vermutlich 1995/1996 kurz vor der
> Einreichung der Verleumdungsklage. Während David
> Irving sich selbst verteidigt, beschäftigt
> Lipstadt ein Team aus Anwälten und äußert sich
> nicht einmal im Prozess. Die Beweislast liegt bei
> ihr.
> Irvings Vorgeschichte spielt im Film nahezu keine
> Rolle. Lediglich ein Buch in seiner
> ursprünglichen und seiner Neuauflage stehen
> sozusagen vor Gericht, um Irvings Wandlung zum
> Antisemit glaubhaft darzustellen. Eine inhaltliche
> Kürzung zugunsten der Filmlänge erscheint
> unwahrscheinlich, denn es gibt genug Momente, in
> denen man dies einführen könnte ohne den Film zu
> verlängern. Ohne diese Einordnung fehlt dem Film
> die Aussagekraft und die historische Bedeutung.
>
> Überhaupt erzählen die Filmemacher völlig
> unaufgeregt die Prozessereignisse. Wie auch die
> Verteidigung auf Augenzeugen und brutale Bilder
> verzichtet, so tut dies auch der Regisseur. Als
> Lipstadt mit ihrer Verteidigung Ausschwitz
> besucht, gibt es nur Andeutungen zu den
> Grausamkeiten der Nazizeit und keine Schockbilder.
> Das hätte nicht gepasst.
>
> Auch im Prozess geht alles sachlich zu, Irvings
> Behauptungen werden systematisch entkräftet. Nur
> einmal gelingt ihm ein kleiner Triumph. All das
> ist stimmig, doch fehlt mir irgendwie die Brisanz
> des Themas, mir fehlt die Leidenschaft Irvings
> seine Meinung zu vertreten. Mir fehlen Reaktionen
> auf den Prozess. Es gibt sie nur in Form von
> Zeitungsüberschriften, einer kleinen Drohung und
> einer Überlebenden. Ich brauche keinen
> spektakulären Schauprozess, nur fühlt es sich
> ein wenig an wie ein schwacher John Grisham-Roman,
> bei dem man sich nur durchkämpft, weil man wissen
> möchte, wie es endet.
>
> Stattdessen hätte ich mir etwas gewünscht wie
> bei American Crime Story und dem Prozess von O. J.
> Simpson. Die Macher dieser Serie schaffen es zu
> zeigen, was dieser Prozess für die Menschen in
> Amerika bedeutet, für die Schwarzen, für die
> Weißen, für die Polizei, für Misshandlungsopfer
> und für alle Beteiligten. Sie zeigt Reaktionen
> und den größeren Zusammenhang. Das fehlt bei
> Verleugnung. Verleugnung zeigt den Streit zweier
> Menschen über das Thema Holocaust mit Fokus auf
> Ausschwitz, mehr nicht!
>
> Mein Fazit ist, dass der Film sehenswert ist, wenn
> man die Schauspieler mag und gute, solide
> Schauspielkunst sehen möchte.

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Kate 15.04.17 12:06 1171 
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chrissie777 17.04.17 20:14 424 


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