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Re: Typisch deutsch, dies und das
Was für mich diese ganze Sache unterminiert ist der Umstand, dass im Prinzip alles politisch ist deshalb auch aus diesem Betrachtungswinkel gesehen werden kann.
Wer "typisch deutsch" umschreiben will, muss einen Ist-Zustand feststellen, der durch politische Weichenstellungen und Überzeugungen in der Gesellschaft klar geprägt ist. Konträre Interessen bringen dabei zwangsläufig die politische Auseinandersetzung, besonders dann, wenn nicht nur der Ist-Zustand festgestellt, sondern der Soll-Zustand formuliert werden soll. Auch philosophische Grundsätze sind da ein Politikum. Auch wenn vom typisch deutschen "Land der Dichter und Denker" bestenfalls ein Abglanz übriggeblieben ist, scheint es in letzter Zeit immer wieder auch um die ganz großen Fragen zu gehen, wie der Mensch sein soll und in welcher Gesellschaft wir überhaupt leben wollen. Parteipolitisches Geplänkel um die kommende Wahl interessiert mich überhaupt nicht. Das eines der führenden Gesichter der kommenden Bundestagswahl hingegen wieder grundsätzliche Fragen anspricht, interessiert mich dann aber schon, den es knüpft schon an typisch deutsche Denktraditionen an. Jede Partei, jede Interessengruppe für partikulare Interessen und jedes Individuum ist plötzlich im größerem Rahmen wieder aufgefordert, mal in sich zu horchen und überhaupt festzustellen, wie sie sich sehen, wie sie die Gesellschaft sehen, und wie sie beides idealerweise gerne hätten. Das hat die Politik mit Schulz allerdings nicht allein ausgelöst. Das mag meine subjektive Sicht sein, aber die an sich turbulenten Zeiten und auch das Aufkeimen des Rechtspopulismus in Europa und Deutschland haben bewirkt, dass sich die Kirchen und auch die Philosophie wieder etwas einmischt und auch Gehör bekommt - "2P" - Papst und Precht, sozusagen, auch wenn es manchmal gegensätzlicher nicht sein könnte und stark vereinfacht ist. Wie wir damit umgehen, möglicherweise auch den Disput führen, um am Ende den Konsens zu finden, halte ich für typisch deutsch. Ich wäre im Übrigen auch auf die Frage der Lage einer bestimmten Partei gar nicht erst eingegangen, wenn ich hier nicht den entscheidenden Schlüssel dazu sehen würde, wie sich Deutschland in den nächsten Jahren entwickelt. Ich bin wirklich der Meinung, dass es wirklich davon abhängt, ob es die SPD vermasselt oder nicht. Ob sie die gewonnenen Wähler zufriedenstellt, oder hinterher abschreckt, wird meiner Meinung nach bestimmen, ob "typisch deutsch" in der nahen Zukunft auch noch "demokratisch" heißen wird. Ich würde "typisch deutsch" zumindest gerne als demokratisch, auf den Füßen einer freiheitlich-rechtsstaatlichen Ordnung begründet sehen, um die großen Ideale auszupacken. Den Humanismus, der sich aus den Menschenrechten im Grundgesetz ergibt, sollte jeder Deutsche vorbehaltlos für sich unterschreiben können. Typisch deutsch ist eben nach meiner Auffassung, solche Kernfragen von Zeit zu Zeit wieder in den Vordergrund zu rücken. Um es noch einmal ausdrücklich zu sagen: Parteiwerbung interessiert mich nicht. An jeder Partei habe ich etwas zu kritisieren. Von mir aus: wählt CDU! Bei den etablierten Parteien sehe ich noch, dass sie sich als Teil eines demokratischen Willensbildungsprozesses begreifen, auch wenn sich nicht jeder in allem dort wiederfindet. Überhaupt wählen zu gehen ist aber wichtig, und Demokratie funktioniert letztendlich auch nur, wenn es ausreichend Leute gibt, die noch Vertrauen darin haben. Dieses Thema wurde beendet. Eine Antwort ist daher nicht möglich.
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