|
Re: Film und Fernsehen in Film und Fernsehen
Das wird dann wohl eher der strafferen Erzählweise geschuldet sein. Aus dem gleichen Grund sieht man ja auch selten, dass irgendwelche Protagonisten ihr Auto auf- oder zuschließen. Das lässt man nicht selten weg, wenn es der Story nicht hilft.
In Historiendramen und Serien, in denen eine bestimmte Ära und Zeit darstellen will, baut jedenfalls oft irgendwelche größeren Ereignisse als Clou ein, wann das Ganze spielen sollte. In der Serie Mad Men wurde davon häufiger Gebrauch gemacht. Da fallen mir auf Anhieb mindestens das Kennedy-Attentat und die Mondlandung ein. Die Serie "The Americans", die in den frühen 80ern angesiedelt ist, macht davon ähnlich Gebrauch. Ich würde erwarten, dass man irgendwann auch 9/11 ähnlich einsetzen wird, falls das nicht schon längst geschehen ist. Es liegt auf der Hand, warum das hier gemacht wird - solche Fernsehausschnitte sind gewissermaßen Zeitdokumente für sich, die eigentlich wenig erklärungsbedürftig sind, wenn man sie richtig auswählt. Ansonsten gibt es vielleicht nicht so wahnsinnig viele Begebenheiten, die es aus dramaturgischen Gründen erfordern würden, längere Szenen zu drehen, in denen jemand vor der Glotze hängt. Meistens dient das wohl dem Plot, um zeigen zu können, dass jemand anderweitig abgelenkt ist. Da ist die Glotze fast "traditionell" heute glaubwürdiger, als irgendwelchen Figuren ein Buch oder eine Tageszeitung in die Hand zu drücken. Ich würde das als Drehbuchautor heute eigentlich seltener verwenden, sondern viel häufiger Leute, die ihren Blick auf ihr Handy senken. Das entspricht in meiner Wahrnehmung dem Alltagsbild einer abgelenkten Person viel stärker als alles andere, was einem so einfallen kann. Zeiten ändern sich, und bestimmte Dinge funktionieren in der Erzählung nur noch eingeschränkt. Das fällt mir immer dann auf, wenn in Filmen oder Serien Münzfernsprecher eine Rolle spielen. Bestimmte Entwicklungen im technischen Bereich vollzogen sich dermaßen schnell, dass man eigentlich nur staunen muss, wie selbstverständlich man das annimmt. Das iPhone als Prototyp für sämtliche modernen Handys heute kam Ende 2007 auf den Markt. An Flachbildschirme und Touchscreens hat man sich seitdem erstaunlich schnell gewöhnt, finde ich. Zehn Jahre zuvor stand bei manchen älteren Verwandten noch das moosgrüne Wählscheibentelefon in der Bude. Ich denke also nicht, dass das mit Fernsehen an sich zu tun hat. Es gibt vielleicht nur "elegantere" Möglichkeiten, um Figuren im "geistigen Leerlauf" darzustellen. Wie andere Medien auch, wird das Fernsehen eher als Mittel verwendet, um zusätzliche Informationen zu transportieren. Gerade beim Fernsehen ist das oft auch eine gehörige Portion Gesellschaftskritik. Beim Fernsehen speziell kommt aber noch zum Tragen, dass man entweder Inhalte dafür eigens produzieren, oder sich mindestens die Rechte sichern muss. Das ist natürlich eine zusätzliche Hürde. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|