Ja, so war es bei uns auch.
Meine Mutter hat erst aufgehört zu arbeiten, als ich in die Grundschule kam, davor war ich privat untergebracht, was damals ein Vermögen kostete. Dadurch bin ich mit zwei älteren Mädchen aufgewachsen und habe da gelernt mich anzupassen.
Meine Mutter hat sehr viel gearbeitet, aber für die damalige Zeit auch sehr gut verdient, ging in ihrem Beruf auf, konnte sich auch viel leisten.
Sie war immer nach der neusten Mode gekleidet. In den fünfziger Jahren mit langen weißen Handschuhen, dann Etuikleid und in den 70igern gelbe Schlaghosen.
Die Ehe kam wegen meiner Geburt zu stande, was damals nicht selten war und war auch nicht besonders glücklich.
Meine Großmutter war sehr autoritär, wenig liebevoll, auch berufstätig und hatte den ersten Fernseher in der Gegend und auch sofort einen UHF Konverter für ARD 2.
Meine Mutter hatte keinerlei Probleme im Haushalt, anfangs gab es auch keine Waschmaschine, aber durch die Hauswirtschaftschule wusste sie sich souverän im Haushalt zu bewegen, war eine prima Köchin und damals gab es die ersten Produkte, wie Tiefkühlkost, die das Kochen erleichterten.
Als sie aufhörte zu arbeiten wurde sie auch unzufrieden, die neusten Waschmittelinformationen und Tratschgespräche haben sie wenig interessiert. Auf dem Spielplatz traf sie ganz nette Mütter, aber das selbständige Arbeiten fehlte ihr, die Bestätigung und der damals nette Kollegenkreis.
Leider verstarb meine Mutter sehr früh.
Allerdings war es wichtig Eltern zu haben, die immer gut gekleidet waren ohne steif zu sein, die eben bürgerliche Rituale hatten. Ich hatte in der Unizeit Studierend erlebt, die wussten überhaupt nichts über Haushaltsführung, hatten gammlige Buden- bääh. Fand ich mit 26 Jahren schlimm, so zu leben und darauf stolz zu sein.