|
Re: Darf Satire alles?
Werner111 schrieb:
------------------------------------------------------- > > > Daher stelle ich die Frage in den Raum: Darf > Satire alles oder sollte es hier moralische > Grenzen geben? Das ist ne gute Frage, die ich mir auch bei Charlie Hebdo schon gestellt habe. Das Problem dabei ist, wo sind die "moralischen Grenzen"? Sind die nicht bei jedem Menschen anders? Kann man die irgendwie allgemeinverbindlich aufschreiben und durchsetzen? Wird man dadurch nicht erst recht den Widerstand von Leuten hervorrufen, für die Moral spießig ist und die schon deswegen grundsätzlich moralische Grenzen überschreiten um zu provozieren? Es wäre auch wieder eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, die aber eh nicht unendlich ist. Jedes System - auch eine Demokratie - wird die Meinungen verbieten, die fordern es abzuschaffen oder darauf hinarbeiten, manche schreiten früher ein, manche später. Und auch Beleidigungen und Mobbing sind - richtigerweise - nicht erlaubt, und schon da gibt es Abgrenzungsprobleme. Ich sage nicht, dass ich gegen moralische Grenzen bin, ich sage nur, dass es ziemlich schwer, oder fast unmöglich ist solche festzulegen, denn meine Moral ist sicher anders als deine. Ich fand den Artikel jetzt auch nicht so schlimm - sie macht sich ja über die Sensationsjournalisten lustig und nicht über die Opfer, und trifft auch die Einstellung dieser Leute auf den Kopf. Aber ich wüsste jetzt auch nicht ab wann so ein Artikel erscheinen soll. Nächste Woche? Nächsten Monat? Nächstes Jahr? Oder darf man sich nie satirisch mit Leuten auseinandersetzen, die ein Unglück ausschlachten weil dabei automatisch auch das Unglück erwähnt wird? Oder um noch provokanter zu fragen: Darf man über alles was nur entfernt mit einem Unglück zu tun hat keine Satire machen weil das die Gefühle von ein paar hundert Angehörigen verletzen könnte, aber über Mohammed darf man sich lustig machen obwohl das die Gefühle von ein paar Millionen Muslims verletzt? Verletzt Satire nicht immer die Gefühle von irgendjemandem, nämlich dem, der satirisch durch den Kakao gezogen wird? Und gibt es einen Grund dass eine Gruppe mehr Recht hat, dass ihre Gefühle nicht verletzt werden als eine andere? Weil man die einen Gefühle selber besser nachvollziehen kann aber die anderen einer anderen Kultur entstammen, deren Gefühle man nicht so ganz nachvollziehen kann? Oder weil da noch die Pietät dazu kommt, dass man nach einem Todesfall mehr Rücksicht nimmt als sonst? Aber wie lange ist "nach einem Todesfall"? Ab wann dürfen die Fernsehsender wieder Filme zeigen, bei denen es um einen Flugzeugabsturz geht? Und warum ist ein Film über einen fiktiven Flugzeugabsturz jetzt pietätlos, aber die filmische Rekonstruktion DIESES Flugzeugabsturzes in einer Brennpunkt Sendung nicht? Ich hab das bewusst alles als Frage gestellt, weil ich da selber keine befriedigende Antwort dafür habe, und auch nicht glaube, dass das jemand anders hat... (Naja, ne Meinung hab ich schon, aber bis auf meine Meinung über den Artikel hab die mal absichtlich hier raus gehalten, weil ich die Probleme mit dem Begriff "moralische Grenzen" aufzeigen wollte.) Über das Thema "Moral" haben sich schon Generationen von Philosophen den Kopf zerbrochen und kamen nicht zu einer allgemeingültigen Antwort. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|