So schwarz würde ich dann die Entwicklung doch nicht sehen.
Zu Zeit sieht die Entwicklung doch so aus, dass sich im Prinzip zwei Trends beobachten lassen. Da wäre die Fundamentalisierung und Radikalisierung religiöser Kreise auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau, aber auch die deutlich größere Zahl der Austritte aus den Kirchen, Kirchen- und Religionsfernen, die eben zahlenmäßig diese kleine Gruppe deutlich übertrumpft.
Gerade letztere wird nach meiner Einschätzung in der nahen Zukunft deutlich mehr denn öffentlichen Diskurs bestimmen und damit auch die Politik beeinflussen, auch wenn diese zur Zeit überproportional von religiösen Menschen bestimmt wird, unter denen es dann viele Vertreter gibt, die den Islam nicht kritisieren, um die Pfründe der eigenen Glaubensgemeinschaft nicht in Gefahr zu bringen.
Selbst in der Politik formiert sich in den etablierten Parteien langsam deutlicher ein innerparteilicher Säkularismus - weniger in der CDU/CSU, aber sehr wohl in der SPD und bei den Grünen, auch wenn dem mehr oder weniger offen Steine in den Weg gelegt werden.
Das religiöse Klima wird sich aber in diesem Land und in Europa zwangsläufig verändern, und jede Form von radikalem Aktionismus wird in viel höherem Ausmaß Öl ins Feuer gießen, als dass sie auf der anderen Seite der Missionierung und Werbung dienen könnte.
Das muss aber noch nicht heißen, dass ein religiöser Extremismus nicht doch immens hohen Schaden anrichten könne. Der im Vergleich zur Wirkung zahlenmäßig lächerlich anmutende innere Kreis der RAF in den 70ern zeigt für mein Empfinden schon auf, dass das nicht unproblematisch sein dürfte.
Als Ergebnis der Hooligan-Demo in Köln erwarte ich übrigens ähnliche Wirkmechanismen. Der Großteil der unentschlossenen szenefremden Beobachter wird sich angesichts des Ausbruchs von Gewalt wohl angewidert abwenden, aber es wird sich genauso eine kleinere Gruppe szeneaffiner Leute motivieren können, dort mitzumischen.