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Re: Goethe vs Schiller?
...wie Harald Schmidt schon mal sagte ... Goethe wird überbewertet .. nein im ernst, er war sicher ein Universalgelehrter in seiner Zeit, der geradezu bahnbrechende und noch heute geltende naturwissenschaftliche Entdeckungen gemacht hat - aber als Mensch eben noch sehr bodenständig, konservativ und in gewisser Weise sogar eher ein Beamtentyp, ein pedantischer Erbsenzähler und Planer mit vielen klugen Gedanken. Sein Schöngeist ergoss sich in seinem dichterischen Werk. Die Bühnenstücke Goethes passen m.E. einfach nicht mehr in die Zeit, weil sie eine Moral predigen, über die man oft nur den Kopf schütteln kann und die sich kaum in die heutige Zeit übertragen lassen.
Schiller hingegen war ein mitreissender Chaot, ein Revoluzzer und sehr umtriebiger Mann voller Ideen und Visionen mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Dass diese beiden Männer irgendwann einmal Freunde geworden sind .. der Ordnungsliebende und der Chaot ... kaum vorstellbar. Vor allem aber versteht man Schillers Theaterstücke auch heute noch und sie lassen sich in jede Zeit einordnen, ihre Aussagen haben nichts an Kraft und Wahrheit verloren ... naja und schlussendlich sind alle seine Stücke krimis, voller Verbrechen, die in jede Zeit passen ... Ich hab in einem Aufsatz vor unendlich vielen Jahren mal geschrieben, dass Schiller derjenige war, der mit der Machete in den Dschungle lief und neue Wege freischlug, Goethe gabe hinter ihm Käfer , Gesteinsproben und Pflanzen gesammelt und analysiert ... ich bekam ne 5 :-) Dabei war der Schiller wirklich ein handfester Macher, Goethe eben eher ein Denker .. und wie heisst es in dem alten Witz? (habe ihn mal schnell gegockelt und kopiert) "Steigt im Jahr 1941 ein Deutscher in Paris in die U-Bahn. Sitzt da ein Franzose und liest, sagt der Deutsche: "Heil Hitler". Sagt der Franzose, ohne aufzuschauen: "Bonjour". Ärgert sich der Deutsche, aber er denkt, na ja, ein Franzose, kann eben kein Deutsch. Setzt sich hin, guckt herum, guckt sich das Buch von dem Franzosen an, steht da auf dem Umschlag: "Gedichte von Friedrich Schiller". Platzt der Deutsche heraus: "Heil Hitler können Sie nicht sagen, aber unsern Schiller, den lesen Sie!" Sagt der Franzose: "Wieso, Schiller ist ein internationaler Dichter." Sagt der Nazi: Wieso internationaler? Das ist der größte deutsche Dichter überhaupt!" "Ja", sagt der Franzose, "international, weil er hat seine Freiheitsdramen für die Völker Europas geschrieben. Sehen Sie: Für uns Franzosen "Die Jungfrau von Orleans". Für die Italiener "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua". Für die Spanier "Don Carlos". Für die Engländer "Maria Stuart". Für die Tschechen "Wallenstein". Für die Polen "Demetrius". Für die Schweizer "Wilhelm Tell". Da wird der Deutsche ganz unruhig und fragt: "Und für die Deutschen? Für die Deutschen hat er wohl nichts geschrieben?" Sagt der Franzose: "Doch, doch. Für die Deutschen hat er geschrieben: ‚Die Räuber‘". "
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