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Re: Sendungen wie "English for you" im DDR-Fernsehen
Ist vielleicht schon etwas off-topic, weil es nicht direkt um die Sendung geht, aber an die "Ostler":
Mich würde schon interessieren, welche Motivation damit verbunden war, Sprachen wie Englisch als Fremdsprache zu erlernen. Die potenziellen Anwendungsgebiete waren ja eher spärlich, und man kam in den meisten Fällen nicht unbedingt an Medien heran, die man nutzen konnte. Für mich war das immer der Aspekt, der mich zum Spracherwerb motivierte - über das Maß hinaus, das im Unterricht abverlangt wurde. Und wie stand es da um Russisch, als obligatorische Pflichtfremdsprache? Hier wurde der kulturelle Austausch doch etwas mehr gefördert, wenn ich mich nicht irre. Welchen Einfluss hatten überhaupt russische Kultur und Sprache, oder auch englische/amerikanische Kultur und Sprache für den Lebensalltag? Der Zugang in Sachen Englisch war jedenfalls deutlich einfacher. Speziell in meiner Stadt lebten auch einige Briten, die hier stationiert waren, und jeder kannte irgendwie die Soldaten und ihre Familien. Einige sind auch nach dem Militärdienst hier geblieben, haben deutsche Frauen und Familie. Es kamen auch regelmäßig englische und amerikanische Austauschschüler in unsere Klasse, es gab gegenseitige Besuche aus den Partnerstädten. In den zehnten Klassen machte man auch fast schon "traditionell" Klassenfahrten nach England, obwohl auch immer die Option Berlin im Raum stand - damals natürlich noch das geteilte Berlin. Letzteres war wahrscheinlich sogar sehr ungewöhnlich in den 80ern, denn wenn man die "Generation Golf" fragt, dann ging es in den 80ern deutlich häufiger nach Berlin, als auf die Insel. Als die obligatorische Klassenfahrt in der 10 fällig war, gab es dann schon das wiedervereinigte Deutschland. Ich kann mich noch daran erinnern, was mir meine Mutter von einem Elternabend zu berichten wusste, an dem die Option England/London oder Berlin ausdiskutiert wurde. Der größere Konsenz bestand dann wohl darin, an dem Ausflug nach England festzuhalten, weil man es den Kindern ermöglichen wollte, die erlernte Sprache dann auch in der Praxis im fremdsprachigen Land anwenden zu können, während man Berlin sehr wahrscheinlich ohnehin irgendwann besuchen würde. Aber wie gesagt - solche Entscheidungen waren wohl insgesamt gesehen eher ungewöhnlich. Im Nachhinein fällt mir allerdings schon auf, dass es viele Verbindungen gab, über die man als Schüler einen Nutzen an der Sprache haben konnte, ohne dass man immer von einer direkten kulturpolitischen Steuerung ausgehen muss. Das kann jetzt ein Trugschluss sein, aber in der DDR scheint mir die "Freundschaft" mit der Sowjetunion doch immer etwas bemüht und fast schon "befohlen" gewesen zu sein. Man musste wohl aktiv darum werben. Das ist zumindest meine Beobachtung, die ich eigentlich nur aus irgendwelchen Fernsehdokus ziehe. Außerdem: Gab es eigentlich in der DDR eine offizielle Begründung, warum man Englisch lehrte? Wenn nämlich an den konkreten Nutzen denkt, dann fallen mir auf den ersten Blick eigentlich nur Handel mit dem Westen, oder die Naturwissenschaften auf akademischem Niveau ein, die eine größere Rolle gespielt haben dürften. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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