Re: Warum ist die DDR so scheiße in Filmen und Serien?
Hallo Sveta,
ich kann an eigenen Erfahrungen leider gar nichts einbringen - ich bin nach dem Mauerfall geboren; wage aber mal auf die Seite der Filmschaffenden hinzuweisen. Schließlich war ja deine ursprüngliche Frage, warum die DDR in FILMEN so schlecht dargestellt wird.
Mit dem gleichen Recht könnte man Fragen, warum das Dritte Reich in Filmen so schlecht dargestellt wird. Man könnte argumentieren, dass es einem bestimmten Teil der Bevölkerung doch (zumindest vor dem Krieg) sehr gut gegangen sei. Aber selbst wenn dem so war: Ist das wirklich das Bild, das wir von dieser Zeit vermitteln möchten? Glückliche, "reinrassige" Kinder, die auf Kuhwiesen spielen? Birgt das nicht die Gefahr, die schreckliche Seite jener Zeit zu bagatellisieren?
Und speziell in der Perspektive eines Filmemachers: Ist das wirklich das Interessante an dieser Zeit? Könnte ein behaglicher Familienfilm nicht auch einfach zu einer anderen, weniger belasteten Zeit spielen? Wenn ich einen Film über die Jahre 1933 bis 1939 drehen möchte, dann doch darüber, was diese historisch von anderen unterscheidet. Und das waren eben ganz klar die Verbrechen der Nazis. Sicherlich gab es auch den ein oder anderen der diese Zeit positiv erlebte, etwa Kinder, die nicht viel mitbekamen oder Profiteure des NS-Systems. Aber das gab es eben zu jeder Zeit.
Ein umgedrehter Fall wäre das Alte Rom: Hier sieht du in Filmen meist Glanz und Gloria des großen Imperiums und seiner zivilisatorischen Errungenschaften. Selbst bei "Asterix" hat der Diktator und notorisch eroberungskriegeanzettelnde Cäsar viel von seiner Schrecklichkeit eingebüßt. Erst in jüngeren Produktionen wie der TV-Serie "Rom" werden dann auch die Schattenseiten, z.T. drastisch thematisiert. Ich erinnere mich z.B. an eine Szene in der ein Legionär eine Frau im Beisein seiner Kollegen fast beiläufig vergewaltigt und das aber niemanden interessiert, weil das damals offenbar kein ungewöhnliches Verhalten war. Meiner Erinnerung nach quittierte das einer sogar nur mit "Bist du bald fertig?".
Das soll jetzt kein Freibrief sein für absolut unrealistisch monströse DDR-Darstellungen, sondern lediglich ein kleiner Denkanstoß, den ich bisher in dieser Diskussion vermisst habe.