Bildquelle: Screenshot von [www.youtube.com]

Gideon`s Way aka Gideon... C.I.D.
Britische Kriminalserie 1965/66, s/w
eine Staffel mit 26 Folgen zu je 50 Minuten

Darsteller:
Commander George Gideon............................John Gregson (15.03.1919 - 08.01.1975)
Detective Chief Inspector David Keen...............Alexander Davion
Det. Superintendent LeMaitre..........................Reginald Jessup
Detective Chief Superintendent Joe Bell............Ian Rossiter
Commissioner Scott-Marle..............................Basil Dignam

In Gastrollen:
Gordon Jackson, Donald Sutherland, John Hurt, Rosemary Leach, Donald Pickering u.v.a.



Bildquelle: Screenshot von [www.youtube.com]


Im heutigen Review möchte ich Euch eine britische Serienperle der 60er Jahre vorstellen, die meines Wissens leider nie auf unseren heimischen Mattscheiben zu sehen war, obwohl sie sich locker mit deutschen Produktionen wie "Stahlnetz", "Hafenpolizei" oder "Polizeifunk ruft" messen kann. Ausgezeichnete Drehbücher sowie unzählige originale Schauplätze des damaligen London garantieren ein authentisches Portrait dieser spannenden Metropole in einem unvergeßlichen Zeitgeist. Mit ihren teils außergewöhnlichen Kameraperspektiven war die Produktion ihrer Ära weit voraus. Ebenso mit den Elementen temporeicher Action. Und wenn die Aufnahmelinse die berühmten Wahrzeichen Londons einfing, schwingt für den Zuschauer sogar ein latenter Hauch von Edgar Wallace in jeder Episode mit. Krimispaß pur und einfach nostalgia galore!

Die Scotland Yard Figur George Gideon war die Erfindung von John Creasey, einem britischen Krimi- und Sci-Fi- Autor, der unter 28 verschiedenen Pseudonymen über 600 Novellen schrieb. Bereits anno 1958 diente dem bekannten Hollywood Regisseur John Ford das Buch "Gideon`s Day" (1955) als Basis für seinen Film "Gideon of Scotland Yard", mit Jack Hawkins in der Titelrolle. Im Jahre 1964 griff die britische Fernseh- und Filmproduktion ITC Entertainment die Gideon-Novellen auf und adaptierte daraus die 26-teilige Serie Gideon`s Way. Die Episoden wurden zwischen Juni 1964 und Mai 1965 auf 35 mm Film in Schwarzweiß gedreht, die Innenaufnahmen entstanden in den Elstree Studios, wo zeitgleich auch die bekannte Reihe "The Saint" (dt. Titel: "Simon Templar"), mit Roger Moore in der Titelrolle, produziert wurde. Die britische Erstausstrahlung von Gideon`s Way erfolgte dann von März 1965 bis Mai 1966 auf dem Sender ITV.


Bildquelle: Screenshot von [www.youtube.com]

Eine der zahlreichen Locations Londons, von denen es in allen
Folgen jede Menge zu bewundern gibt

Ungewöhnlich für eine actionbetonte Serie jener frühen TV-Ära, daß die Titelfigur sogar ein dreifacher Familienvater ist! Commander George Gideon lebt mit seiner Frau Kate, der Teenagertochter Pru sowie den beiden Söhnen Malcom und Matthew in einem schmucken Einzelhaus in Chelsea, einem westlichen Stadtviertel von London. In jeder Folge ist auch etwas Familienleben eingebunden, doch meistens setzt etwas dienstliches dem trauten Glück ein jähes Ende und bewahrt den Commander vor ungeliebten häuslichen Verpflichtungen, manchmal auch vor Erklärungsnöten bei den schulischen Hausaufgaben des jüngsten Sohnes ;-)

Im Mittelpunkt der Folgen stehen natürlich die unterschiedlichsten Verbrechen und jene Menschen, die sie begehen sowie die polizeiliche Aufklärung. Und da haben es Commander George Gideon und sein Team mit einer breiten Palette an Fällen zu tun. Ob ein Attentat auf den westdeutschen Bundespräsidenten bei einem Staatsbesuch, schwere Brandstiftung mit Todesopfern, Gefängnisausbruch, Bandenkrieg unter Gangstern, raffinierte Autodiebstähle, die Wiederaufnahme eines alten ungeklärten Mordfalles, Erpressung, Millionenraub und vieles mehr... unter Monotonie oder gar Langeweile leidet der Zuschauer bei dieser Serienperle garantiert nicht. Im Gegenteil, zahlreiche historische Aufnahmen von z.B. Großbränden, Demonstrationen, Polizeieinsätzen etc., die etlichen Folgen als Footage dienen, verleihen der ganzen Sendereihe einen semidokumentarischen Charakter. Besser hätte es selbst ein Jürgen Roland damals nicht machen können.


Bildquelle: Screenshot von [www.youtube.com]

Polizeigroßeinsatz im Hafen. In einer Lagerhalle gerät ein
Polizist unter Feuer des Ausbrechers

Besonderes Augenmerk möchte ich noch auf den Fakt legen, daß es zwei völlig unterschiedliche Vorspänne der Serie gibt. Während in England eine eher unspektakuläre Intro mit harmlosen Bildsequenzen gezeigt wurde, produzierte man für den amerikanischen Markt eine ungewöhnlich actionhaltige Intro mit diversen Szenen der Gewalt und änderte auch gleich den Serienamen in "Gideon... C.I.D." Zudem sprach Hauptdarsteller John Gregson auf diese Schnittfassung noch einen sehr markanten Off-Text:

"This is my city: London. 800 square miles, vast, sprawling, restless. Over 8.000.000 people live and work, love and play, hate and die. On the fringe, hidden in the shadows, those who prey on the innocent... steal, destroy... attack and kill.
When they do it`s a job for me... and the Criminal Investigation Department."

Frei übersetzt: "Dies ist meine Stadt: London. 800 Quadratmeilen (ca 1572 Km²), gewaltig, ausbreitend, ruhelos. Über 8.000.000 Menschen, die hier leben und arbeiten, lieben und spielen, hassen und sterben. Verborgen in den Schatten am Rande, jene, die Unschuldige ausnehmen... stehlen, zerstören... überfallen und töten. Wenn sie es tun, ist es ein Job für mich... und dem Criminal Investigation Department." (Abteilung für Kriminalfälle)

Ich finde diesen Vorspann einfach nur genial und ziehe ihn der britischen Variante um Längen vor. Sehr schade, aber natürlich verständlich, daß man sich bei der englischen DVD-VÖ für das heimische Intro entschied. Lediglich die 4 Episoden auf Disc 2 enthalten den Vorspann und Titel des US-Vorspanns. Dennoch kann ich das 7 Disc Set mit allen 26 uncut Folgen der kompletten Serie jedem interessierten Nostalgiker mit etwas englischen Sprachkenntnissen nur wärmstens ans Herz legen. Bereits anno 2005 hatte das Label Network mit dieser VÖ einen sehr guten Job geleistet, Bild- und Tonqualität sind recht ordentlich für eine TV-Produktion aus Mitte der 60er Jahre. Ein Booklet mit umfassenden Infos zu jeder Folge sowie einigen auf Silberling enthaltenen Extras runden diese gelungene Edition ab.

Zum Abschluß zwei Folgen dieser tollen Serie aus der Tube, die erste ist mit dem britischen Intro, die zweite mit dem amerikanischen Intro und Titel:







Jetzt würde ich mir unbedingt noch die britische Polizeiserie "Dial 999" (1958/59) auf DVD wünschen, von der damals sogar obligatorische 13 Folgen unter dem Titel "London 999" auch im deutschen Fernsehen liefen. All diese betagten Produktionen bieten nicht nur beste TV-Unterhaltung, sie repräsentieren auch gleichzeitig ein spannendes Stück Zeitgeschichte...

Gruß
Stahlnetz


Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann