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Re: Laramie und die Sheriffs
Bei mir sind es weniger die Synchronstimmen als gewisse Schlüsselszenen, die bei mir den Nostalgiefaktor ausmachen. Erst kürzlich schaute ich die mir vorliegende originalfassung von "Die Überlebenden der mary jane" und erinnerte mich sofort wieder an diverse Folgen, die mir im gedächtnis geblieben waren. Wer die einzelnen personen bei der Erstausstrahlung gesprochen hatte, war mir aber entfallen und für mich auch nicht wichtig. Ähnliches verspürte ich bei Serien wie "Robin Hood" (1955) und "Sir Francis Drake" - ich hatte absolut nicht mehr in Erinnerung, dass Gert G. Hoffmann den Robin Hood gesprochen hatte, aber vieles andere blieb mir in Erinnerung. Und bei Sir Francis Drake hatte ich gar eine ganze Episode weitgehend im Kopf, aber die deutsche Synchronstimme absolut nicht. Und so machten dann auch die englischen DVDs bei mir viel des Nostalgiefaktors aus, weil sie mir lange vor den deutschen Veröffentlichungen jene Schlüsselszenen ins Gedächtnis zurückriefen, die ich aus meiner Kindheit kannte.
So hat jeder seine ganz eigene Erinnerung und die "Schlüssel", die sie triggern. Für die einen sind es Stimmen, für die anderen sind es Szenen, für wieder andere sind es Musikstücke oder ganz bestimmte Ausstattungsgegenstände, Tiere, Schiffe, Pferde, Kleidung, etc. Mir ging es bei "Der Chef" ähnlich wie Stahlnetz, denn mit martin Horthes Interpretation kann und konnte ich mich einfach nicht anfreunden. Da ist das original um Längen besser. Und auch bei "Straßen von San Francisco", bei denen mich die deutsche Stimme von Michael Douglas tierisch nervte und seine originalstimme einfach ein genuss ist. Die einzige Serie bis dato, bei der die deutsche Synchro nahezu genauso atmnosphärisch-sympathisch ist wie das original ist für mich bisher immer noch "Mit Schirm, Charme und Melone" - auch wenn G.G.Hoffmann nicht das Timbre von Pat Macnee hat, leistete man bei der deutschen Umsetzung erstklassige Arbeit, die bis heute eigentlich ein Musterbeispiel für gelungene deutsche Synchrisation sein könnte - man nimmt sich leider nur selten ein Beispiel daran. Die bislang passendsten deutschen Synchronstimmen, die mir untergekommen sind, waren Heinz Drache auf Patrick MacGoohan (John Drake) und vor allem Michael Chevalier für Roy Thinnes (Invasion von der Wega). Ansonsten gab es, mit ganz wenigen anderen Ausnahmen, erhebliche Unterschiede in den Timbres der deutschen und der originalstimmen. Auch Simon Templar, der durch das erstklassige, wohlmodulierte Englisch eines Roger Moore "lebt", verliert durch Nils Clausitzers Stimme viel Charme. Einer der krassesten Unterschiede ist neben Slim Sherman's deutscher Piepsstimme, die Stahlnetz bereits erwähnte, auch Nils Clausitzers weiche Stimme auf Chuck Connors' Bass in "Westlich von Santa Fe" - da liegen wirklich Welten dazwischen. Und an martin Hirthes Arroganzgepolter gegenüber Walter Brennans Nuschelslang in "Die Spur des Jim Sonnett" mag ich gar nicht denken... Auch "Die Spur des Jim Sonnett" war eine jener Serien, bei denen ich die Stimmen völlig verdrängt hatte, zahlreiche Schlüsselszenen aber immer noch vor Augen hatte, als wärs erst gestern gewesen... Es ist schon seltsam, welche tricks die Erinnerung auf Lager hat... Für mich ist es aber inzwischen so, dass jede neue "klassische" Serie, ob ich sie auf deutsch gesehen habe oder nicht, für mich dennoch irgendwie ein "neues" Fernseherlebnis nach all den jahren ist. Ein neuartiges TV-Erlebnis, das zwar Erinnerungen wie "Deja Vu"-Erlebnisse wiederbringen kann, das aber auch gerade bei nie gesehenen Episoden wunderbare neue Fernsehmomente beschert. Und so freue ich mich über jede Neuentdeckung auf dem gebiet der Serienklassiker...da kommt momentan für mich nur noch zeitgenössisches britisches krimi-TV ran, sonst nix. Der Lonewolf Pete
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