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"Hart aber fair"-Folge wandert nach Sexismus-Vorwürfen in den Giftschrank
Über die inhaltliche Qualität des montäglichen ARD-Talks "Hart aber fair" herrschen allgemein unterschiedliche Auffassungen. Eine im März ausgestrahlte Ausgabe zum Thema Gleichberechtigung mit dem Titel "Nieder mit den Ampelmännchen - Deutschland im Gleichheitswahn?" erhitzte besonders die Gemüter. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungbeauftragten in NRW hat eine Programmbeschwerde eingelegt, da "die Grenze des Zumutbaren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen überschritten" worden sei. So habe Gastgeber Frank Plasberg bereits in seiner Anmoderation Standpunkt des neutralen Moderators verlassen, als er 190 Genderprofessuren als "Alltagswahnsinn" bezeichnete. Darüber hinaus sei die Auswahl der Gäste nicht geeignet gewesen, um eine faire Diskussion über Geschlechterforschung zu führen. Anstelle von Fachkräften aus Wissenschaft oder Verwaltung diskutierten unter anderem Schauspielerin Sophia Thomalla, FDP-Poltiker Wolfgang Kubicki und die umstrittene Buchautorin Birgit Kelle ("Gender gaga"). Darüber hinaus seien "manipulativ polarisierende Beispiele ausgewählt" worden wie etwa Ampelmännchen, Unisextoiletten und brünftige Hirsche, "um das gesamte Themenspektrum um Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik gezielt lächerlich zu machen". Die LAG der nordrheinwestfälischen Gleichstellungbeauftragten geht noch weiter und wirft den Verantwortlichen vor: "Es schien so, als solle der 'gesunde Menschenverstand' beschworen und bedient werden, der sich seit Monaten montags auf der Straße zeigt." Nach Auffassung der LAG haben "derart unfaire Sendungen" nichts im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verloren und Moderator Frank Plasberg habe gegen die Programmgrundsätze des WDR verstoßen. Nun hat der WDR reagiert: Die Programmbeschwerde wurde zwar zurückgewiesen, doch nach einer Empfehlung des Rundfunkrats wurde die entsprechende "Hart aber fair"-Folge aus der Mediathek gelöscht. Auch eine Wiederholung im linearen Fernsehen ist ausgeschlossen. "Es ist mit einem gesellschaftlichen Thema in einer unseriösen Weise umgegangen worden - nicht zuletzt durch den Moderator", teilte der WDR-Programmausschuss teilte gegenüber BILD mit. "Die Sendung war von Frauenverbänden und Gleichstellungsbeauftragten als unseriös empfunden worden und hatte zu Programmbeschwerden und zahlreichen Protestbriefen geführt. Die Redaktion musste zur Kenntnis nehmen, dass viele Frauen die Sendung offenbar anders empfunden haben, als sie gemeint war." Die damaligen Talkshowgäste Wolfgang Kubicki und Sophia Thomalla reagieren empört: "Die Sendung muss wieder raus aus dem Giftschrank, rein in die Mediatheken. In welchem Land leben wir, wenn feministische Extremisten in der Lage sind, mit einem organisierten Shitstorm die Meinungsfreiheit einzuschränken?", echauffiert sich Kubicki in der BILD. "Ich als Frau soll frauenfeindlich sein? Immer wieder erstaunlich, was Frauen sich so einfallen lassen, um Frauen vor so Frauen wie mir zu beschützen. Verbote von Meinungen kenne ich eigentlich aus dem Geschichtsbuch", urteilt Sophia Thomalla. Moderator Frank Plasberg wollte sich zu der Angelegenheit nicht äußern. 22.08.2015 - Glenn Riedmeier/wunschliste.de Bild: WDR/Klaus Görgen [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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