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US-Magazin macht sich über "Wetten, dass..?" lustig
Noch zwei Ausgaben von "Wetten, dass..?" stehen ins Haus, dann haben es das ZDF und die Zuschauer überstanden. Doch wer dachte, dass sich die Kritik an der Show zum Ende hin verflüchtigen würde, muss eines Besseren belehrt werden. Ausgerechnet kurz vor der Absetzung sorgt die Sendung selbst in US-Medien für Aufsehen. Das Politikmagazin New Republic hat einen vernichtenden Artikel veröffentlicht, der mit der Show abrechnet und versucht, den amerikanischen Lesern das deutsche Fernsehen zu erklären. So beschreibt Autor Thomas Rogers die Show als "ein wenig rassistisch, ein wenig sexistisch" und als "Albtraum für amerikanische Promis". "Wetten, dass..?" würde alle Vorurteile und Klischees bestätigen, die weltweit bestehen: Demnach seien die Deutschen stillos, humorlos und schlichtweg seltsam. Die amerikanischen Gäste würden die Sendung mit einer Mischung aus Langeweile, Verwirrung und Entsetzen über sich ergehen lassen. Erst vergangene Woche schilderte Schauspieler Will Arnett in der Late-Night-Show "Jimmy Kimmel Live!" seine traumatischen Erfahrungen bei "Wetten, dass..?". Unter anderem war er fassungslos, dass er und seine Kollegin Megan Fox 40 Minuten lang auf der Couch sitzen mussten, bevor ihnen gnädigerweise angeboten wurde, die Show zu verlassen. Derart lange Auftritte in XXL-Shows sind amerikanische Promis nicht gewöhnt. Üblicherweise beehren sie US-Talker für fünf bis zehn Minuten und absolvieren dort einen vorab besprochenen Auftritt. Bei "Wetten, dass..?" werden sie hingegen offensichtlich ins kalte Wasser geworfen, ohne genau darüber informiert zu werden, um was für eine Show es sich überhaupt handelt. Doch auch in der Vergangenheit haben sich bereits andere internationale Gäste negativ über "Wetten, dass..?" geäußert, wie etwa Tom Hanks, der dazu "genötigt" wurde, eine Katzenmütze aufzusetzen. Der kanadische Sänger Michael Bublé kommentierte während der gleichen Sendung: "Das ist eine seltsame Show. Wenn ich gewusst hätte, dass sie so bizarr ist, hätte ich vorher gekifft." Ob eine derart harte Verurteilung tatsächlich angebracht ist, liegt vermutlich im Auge des Betrachters - ebenso wie die Frage, ob internationale Gäste stets mit Samthandschuhen angefasst werden müssen, da ihnen bei "Wetten, dass..?" schließlich eine reichweitenstarke Werbeplattform für ihre neuen Produkte geboten wird. Ebenso sei angemerkt, dass auch das amerikanische Unterhaltungsfernsehen weit davon entfernt ist, stets seriös und anspruchsvoll daherzukommen. Mit dem gescholtenen Moderator Markus Lanz geht auch New Republic hart ins Gericht und bezeichnet seine Interviewtechnik gar als sexistisch, weil er gerne mal das attraktive Aussehen seiner weiblichen Gäste kommentiert. Halle Berry hätte die Show beinahe vorzeitig verlassen, nachdem sie von Lanz aufgefordert wurde, einen männlichen Gast zu küssen. Der Fairness halber muss allerdings gesagt werden, dass andere Gäste, wie etwa Kevin James oder Robbie Williams durchaus Spaß an der Sendung zu haben schienen und ihre Entertainer-Qualitäten ausspielen konnten. New Republic kritisiert auch das deutsche Fernsehen in seiner Gesamtheit. Während andere europäische Länder wie Dänemark und Frankreich mit Qualitätsserien wie "Borgen" oder "The Returned" aufwarten könnten, würde das deutsche TV von veralteten Krimiserien wie "Tatort", mittelmäßigen Mehrteilern und Talkshows dominiert. Bevor die Promo-Plattform "Wetten, dass..?" für amerikanische Gäste ohnehin wegfällt, geht das ehemalige ZDF-Unterhaltungsflaggschiff noch zwei Mal - am 8. November und am 13. Dezember - auf Sendung. Kommenden Samstag begrüßt Markus Lanz in Graz Hugh Grant, Iris Berben, Herbert Grönemeyer, Conchita Wurst, Andreas Gabalier, Mirjam Weichselbraun, Eckart von Hirschhausen, Toni Garrn, One Direction, Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson und Liam Hemsworth. 05.11.2014 - Glenn Riedmeier/wunschliste.de Bild: ZDF/Alexander Babic/Brand New Media [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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