Spätestens seit der erfolgreichen Etablierung seines Seriendonnerstags Anfang 2012 gilt arte nicht mehr nur bei Freunden anspruchsvoller Kinofilme und Dokumentationen als hervorragender Sender, sondern auch bei allen, die gute TV-Serien abseits des Mainstreams schätzen. Neben Einkäufen aus vor allem europäischen Ländern wie Schweden, Dänemark oder Großbritannien steuerte der französische Teil des Kulturkanals auch bereits einige Eigenproduktionen bei: Mit der Serie "Xanadu" über ein Familienunternehmen aus der Pornofilm-Branche wagte er sich aufs Kerngebiet von HBO, mit "Dein Wille geschehe" folgte eine zwar konventionellere, aber durchaus ambitionierte Serie über ein katholisches Priesterseminar, in dem es nicht immer nur fromm zugeht.

Während hier die zweite Staffel schon in den Startlöchern steht (wunschliste.de berichtete), zeigt arte jetzt erst einmal eine eigenproduzierte Miniserie, die sich noch ein gutes Stück weiter vom Mainstream entfernt: Die vier Teile von "Kindkind" laufen ab dem 18. September an zwei aufeinanderfolgenden Donnerstagen jeweils ab 21.45 Uhr in Doppelfolgen.

Mit Bruno Dumont vertraute man Regie und Drehbuch einem Filmemacher an, der bisher eher den Programmkino-Gängern für seine pessimistischen Independent-Filme wie "Das Leben Jesu", "Humanität" oder "Flandern" bekannt war. Mehrmals wurde er auf dem renommierten Cannes-Festival ausgezeichnet. Dort war in diesem Jahr auch bereits "Kindkind" zu sehen. Wie die meisten seiner Filme spielt auch seine erste Fernsehserie in seiner Heimat, im zum Norden Frankreichs gehörenden Teil Flanderns, wo die "Sch'tis" ihr Unwesen treiben.

In einer selten gesehenen Mischung aus skurrilen Verbrechen, schrulligen Figuren, Philosophie und Albernheit entführt Dumont seine Zuschauer für vier Stunden in eine ländliche Scheinidylle, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Und das ist nicht positiv zu verstehen, denn wo eingefrorene Traditionen und Vorurteile ewig Bestand haben, hat auch das Böse leichtes Spiel.

Weitgehend mit Laien- und Kinderdarstellern besetzt, entwirft "Kindkind" trotz filmisch wirkender Landschaftsaufnahmen ein Bild dieser Region, das man in Tourismus-Prospekten sicher nicht finden wird. Im Original heißt die Serie übrigens "P'tit Quinquin" - eine Zeile aus einem traditionellen Kinderlied der "Sch'ti"-Kultur: "Dors, min p'tit Quinquin..." ("Schlaf, mein kleines Kindchen...").

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15.09.2014 - Marcus Kirzynowski/wunschliste.de
Bild: arte France/Roger Arpajou

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