Manchmal ist es schon seltsam mit den US-Fernsehserien und dem Internet: Während jede neue Dramaserie des Branchenprimus' HBO schon lange vor Ausstrahlung der ersten Folge in Foren und auf Newsseiten, sowohl in den USA selbst als auch bei uns, heiß diskutiert und mit Vorschusslorbeeren überschüttet wird, erzeugen manche Serien kleinerer Sender so gut wie keine Aufmerksamkeit. Und das selbst noch, nachdem sie schon angelaufen sind. Sehr schade ist das, wenn dadurch ein qualitativ hochwertiger Neustart völlig untergeht, nur weil er auf einem der zahlreichen Kabelsender erfolgte, die bislang nicht für eigenproduzierte Serien bekannt sind.

So geschehen beim im Juli auf WE tv angelaufenen Justizdrama der AMC Studios "The Divide", das (nicht nur) von deutschen Fans bisher weitgehend übersehen wird. Es war ursprünglich für den international ungleich bekannteren Schwesterkanal AMC entwickelt worden, der seit "Mad Men" und "Breaking Bad" zu den ersten Adressen für US-amerikanische Qualitätsserien zählt. Das Projekt reichten die Senderverantwortlichen dann aber an das kleinere und sich bisher als Frauensender positionierende WE tv (das "WE" stand ursprünglich für "Women's Entertainment") weiter. Seit kurzem möchte der Sender weg von seinem Image, das hauptsächlich von Reality-Formaten geprägt ist. Nun will man mit fiktionalen Eigenproduktionen verstärkt auch den männlichen Teil der Zuschauerschaft erreichen.

Das Potential dazu hätte die Serie um einen die Öffentlichkeit spaltenden Mord an einer schwarzen Mittelschichtsfamilie und den zum Tode verurteilten vermeintlichen Täter auf jeden Fall: nicht nur auf Grund der ambitionierten Herangehensweise der Macher, sondern auch wegen der Ansammlung kreativer Talente vor und hinter der Kamera. Als Schauspieler sind unter anderem Damon Gupton, Marin Ireland, Nia Long, Clarke Peters und Chris Bauer dabei, die allesamt schon in anspruchsvolleren Dramaserien wie "The Newsroom", "Homeland", "Third Watch", "The Wire", "Treme" oder "True Blood" in tragenden Rollen zu sehen waren.

Erdacht wurde die Serie von dem hauptsächlich als Schauspieler bekannten Tony Goldwyn (Präsident Fitzgerald Grant in "Scandal") sowie dem renommierten Drehbuchautor Richard LaGravenese ("Liberace", "Der Pferdeflüsterer", "Die Brücken am Fluss", "König der Fischer"). Letzterer hat den Piloten geschrieben, Goldwyn Regie geführt. Als Showrunner dient John Tinker ("Chicago Hope", "Practice - Die Anwälte").

Die erste Staffel umfasst acht etwa einstündige Episoden. Ob die Serie auch ins deutsche Fernsehen kommen wird, ist noch nicht bekannt.

Zur TV-Kritik: "The Divide"



18.08.2014 - Marcus Kirzynowski/wunschliste.de
Bild: AMC Studios

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