Damon Lindelof hat viel Zeit gebraucht, um das Ende seiner Serie "Lost" und das negative Echo auf das Finale zu verarbeiten. Noch lange danach stritt er sich mit enttäuschten Fans in den sozialen Medien und löschte im vergangenen Jahr schließlich seinen Twitter-Account. Nach "Lost" lehnte er einige Angebote ab, wieder als Showrunner für neue Serienprojekte tätig zu werden. Weil er sich dem täglichen Stress nicht mehr gewachsen sah, soll er als großer Stephen-King-Fan sogar auf das Angebot verzichtet haben, eine mehrteilige Kinofilmreihe zu dessen Fantasy-Saga "Der dunkle Turm" zu betreuen.

Vier Jahre nach "Lost" scheint sich Lindelof erholt zu haben. Für HBO ist er als Showrunner für das neue Endzeitdrama "The Leftovers" tätig, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Tom Perrotta. Wie in "Lost" geht es zunächst um verschollene Menschen: Binnes eines Wimpernschlags verschwinden zwei Prozent der Menschheit von der Erde. Dem Titel gemäß beschäftigt sich "The Leftovers" aber mit den Zurückgelassenen, am Beispiel einer US-Kleinstadt, deren Bewohner ohne ihre Freunde und Familienangehörigen zurechtkommen müssen und noch immer über die Hintergründe rätseln: Viele glauben an eine biblische Prophezeiung, derzufolge die Verschwundenen in das Reich Gottes abberufen werden - und fragen sich, warum sie selbst nicht zu diesem erlesenen Kreis zählen. Andere schließen sich einer nihilistischen Sekte an, bestehend aus weißgekleideten Kettenrauchern.

Bereits Anfang 2013 erhielt "The Leftovers" eine Pilotfilmbestellung, im Herbst folgte die erste Staffelorder. Die Dreharbeiten gestalteten sich offenbar als schwierig, denn HBO verfügte nach sechs von zehn abgedrehten Episoden einen mehrwöchigen Produktionsstopp, damit sich die Beteiligten "in aller Ruhe auf die finalen Episoden vorbereiten können". Die TV-Premiere in den USA verschob sich daher vom 15. Juni auf den 29. Juni, so dass "The Leftovers" die geplante Schützenhilfe durch das "Game of Thrones"-Finale entging. Stattdessen lief die Pilotfolge im Anschluss an eine "True Blood"-Episode. Von jenen 3,1 Millionen HBO-Abonnenten, die sich für die Vampir-Soap interessierten, saßen schließlich noch 1,8 Millionen bei der "The Leftovers"-Premiere vor dem Bildschirm.

Zur TV-Kritik: "The Leftovers"



21.07.2014 - Michael Brandes/wunschliste.de
Bild: HBO/Paul Schiraldi

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