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Interview-Zoff: ZDF-Sportchef verteidigt Büchler und Mertesacker
Es war der Aufreger zur späten Stunde, fast unterhaltsamer als das eigentliche Spiel: Die deutsche Nationalelf hatte sich mühsam ins Viertelfinale gequält, und - anders als einige seiner Kollegen - stellte sich Per Mertesacker unmittelbar nach dem Schlusspfiff den Fragen des ZDF-Reporters Boris Büchler. Wirklich einverstanden war der Innenverteidiger mit Büchlers Hinweis auf die überschaubare Qualität des Spiels allerdings nicht. Das ZDF hat nun reagiert - und bittet um Verständnis. "Glückwunsch zum Einzug in die nächste Runde. Was hat das deutsche Spiel so anfällig und so schwerfällig gemacht?", wollte Büchler wissen. Mertesackers Antwort: "Ist mir völlig wurscht. Wir sind jetzt unter den letzten Acht und das zählt." Als Büchler nachhakte, wurde der Nationalspieler ungehalten: "Was wollen sie jetzt von mir so kurz nach dem Spiel?" Der ZDF-Mann blieb hartnäckig und fragte nach, ob für die nahe Zukunft mit spielerischen Fortschritten zu rechnen sei. Darauf Mertesacker: "Wat wollen'se? Wollen'se 'ne erfolgreiche WM oder sollen wir wieder ausscheiden und haben schön gespielt?" Man habe verdient gewonnen und sei jetzt erstmal happy. In den sozialen Netzwerken wurde das Mertesacker-Interview heute kontrovers diskutiert. Es gab viel Solidarität für Mertesacker, aber auch kritische Stimmen, die dem Nationalspieler mangelnde Kritikfähigkeit oder zumindest ein arg dünnes Nervenkostüm vorwarfen. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz versuchte heute die Wogen zu glätten: "Es war ein Interview in einer besonders extremen Situation. Man kann für beide Akteure Verständnis haben", urteilt Gruschwitz salomonisch. "Boris Büchler hat journalistisch korrekt gefragt, Per Mertesacker hat nachvollziehbar emotional reagiert. Man sollte auf keinen Fall Grundsätzliches hineininterpretieren." Insgesamt zeigt sich Gruschwitz mit den Reaktionen auf die bisherige WM-Berichterstattung zufrieden: "Die Resonanz, die wir von unseren Zuschauern erhalten, ist überwiegend positiv." Immerhin: Büchler wird nun kaum mehr ins Visier jener Kritiker geraten, die ARD und ZDF mit Blick auf die Nationalelf eine ebenso seichte wie distanzlose Hofberichterstattung vorwerfen. Und das waren in den letzten Tagen nicht wenige. Vielleicht war das ja das eigentliche Kommunikationsproblem zwischen dem Sender und dem Nationalkicker: Wer wochenlang im idyllischen Luxuscamp von Katrin Müller-Hohenstein umschwärmt, verhätschelt und mit ZDF-Badeschlappen beschenkt wird, ist irgendwann keine halbwegs kritischen Nachfragen mehr gewohnt. >>> Mertesacker-Interview in der ZDF-Mediathek 01.07.2014 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: ZDF/Rico Rossival [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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